Mit
Joanne K. Rowlings Harry Potter begann schließlich eine völlig neue Ära in der
Kinder- und Jugendliteratur, die viel weitere Kreise zog als man zunächst
vermuten konnte. Der allseits beliebte Zauberschüler begründete nicht nur den Siegeszug
der Zauberei, sondern auch verschiedenster Fantasyrichtungen in Kinderbüchern.
Seit
Harry Potter gibt es in der Kinderliteratur unzählige Feen, Zauberer und Magier
für buchstäblich alle Altersgruppen. Im Gegensatz zu den Büchern um Hexen und Fabelwesen
leben diese Kinderhelden meistens in einer eigenen magischen Welt, die völlig
anders funktioniert als die Lebenswirklichkeit der Leser. Und das macht
vermutlich den besonderen Reiz aus.
Auch
in diesem Punkt haben die Harry Potter-Bücher Maßstäbe gesetzt. In ihnen hat
Rowling die Erschaffung einer eigenen Welt sozusagen auf die Spitze getrieben.
Neben speziellen Zauberern, Hexen und anderen magischen Wesen entstanden eigene
Gebrauchsgüter, Medien, Fortbewegungsmittel und Sportarten. Abgesehen davon
existieren natürlich unzählige magische Gegenstände, Zaubertränke und –sprüche.
Doch
damit nicht genug. Rowling erfand zahlreiche eigene Tiere und Pflanzen und mit
phantasievollen Namen bezeichnete Handlungsorte für ihre Geschichten. Nicht
umsonst wurde aus den „Phantastischen Tierwesen“ der Harry-Potter-Reihe das
erste „Spin-off“ der Romane.
Natürlich
machen solche eigenen magischen Welten für junge Leser einen besonderen Reiz
aus. Wie schon in Michael Endes Phantasien aus der „unendlichen Geschichte“ können
sie in eine völlig neue und fremde Wirklichkeit eintauchen. Und das geht beim
Lesen von Büchern immer noch am besten.
Seit
Harry Potter entstanden viele weitere Kinder- und Jugendbücher, die es mit
einer ähnlichen Thematik versuchen, um den Trend zu bedienen. Vom Erstlesebuch
bis zu Kerstin Giers Edelstein- und Silber-Trilogie gibt es inzwischen
zahlreiche Bücher, die sich mit Zauberei, Magie und magischen Welten
beschäftigen. Ob der Trend jemals ein Ende finden wird, bleibt abzuwarten. Zur
Zeit funktioniert er offensichtlich noch ziemlich gut, was die Verkaufszahlen
belegen…
„Die
kleine Hexe“ von Otfried Preußler ist vermutlich eines der ersten, wenn nicht
sogar das erste berühmte deutsche Kinderbuch, das von einer Hexe erzählt. Inzwischen
befindet sich Preußlers kleine Hexe allerdings in recht zahlreicher
Gesellschaft, denn Hexen sind in letzter Zeit zu sehr beliebten
Kinderbuchfiguren geworden.
Doch
es gibt einige Punkte, die die kleine Hexe von ihren nicht weniger
erfolgreichen Nachfolgerinnen unterscheidet. Der wichtigste ist, dass sie unter
ihresgleichen, also unter Hexen lebt. Zwar kommt sie im Laufe der Geschichte
auch mit diversen „normalen Menschen“ in Kontakt, aber ihr Lebensumfeld ist in
der Hauptsache das der Hexen.
Die
nächste bekannte Hexe in einer Kindergeschichte war wohl einige Jahrzehnte
später die allseits beliebte Bibi Blocksberg. Bei ihr gestaltet sich die
Situation schon deutlich anders. Ihre Mutter ist zwar auch eine Hexe, Vater und
Bruder jedoch haben mit Hexerei gar nichts am Hut. Sie lebt also zumindest
teilweise in einer völlig normalen Familie.
Ähnlich
ist das bei der „Hexe Lilli“, die in den letzten Jahren einige Berühmtheit
erlangte. Auch sie hat eine normale Familie und lebt zunächst einen normalen
Kinderalltag. Die Möglichkeit, durch Hexerei in diesen Alltag eingreifen zu können,
deckt sich vermutlich mit den Wünschen und Träumen der meisten Kinder.
Zusätzlich
zu den zahlreichen Folgen der Bibi Blocksberg-Reihe entstanden seit den 90er
Jahren ebenso viele Geschichten um das Mädchen-Duo „Bibi und Tina“, das
geschickt das Thema „Hexerei“ mit der Pferde-Thematik kombiniert. So werden
nicht nur Fantasy-, sondern auch Pferdefreunde gleichermaßen angesprochen,
sowie vermutlich eine etwas ältere Zielgruppe.
Beim
Thema „Hexerei“ ist es ähnlich wie bei den anderen Fabelwesen der Kinderliteratur:
Durch das Aufeinandertreffen der normalen Lebenswirklichkeit, die die jungen
Leser aus eigener Erfahrung kennen, und dem Fantasyaspekt entstehen spannende
Konflikte und Geschichten.
Und
auch hier reichen die Möglichkeiten von guten und hilfreichen Taten bis zu
frechen Streichen und sogar Bestrafungen, die die Phantasie der Kleinen in alle
erdenklichen Richtungen lenken können…