Freitag, 28. Februar 2014

Von Filmen und Träumen (Teil II)

Weiterhin im Interview: Emma Jacobi, 28 Jahre, Schneiderin aus München und Hauptfigur des Romans „Verliebt und zugenäht!“ (Teil I vorgestern)

Und warum sind Sie heute nun doch keine Schauspielerin, sondern weiterhin Schneiderin?

Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, wo meine eigentlichen Stärken liegen. Allerdings hat die Tatsache, dass ich es geschafft hätte als Schauspielerin zu arbeiten, obwohl ich keine Ausbildung habe, dazu geführt, dass ich mir auch auf anderen Gebieten wieder mehr zutraue. Den Glauben an meine beruflichen Fähigkeiten hatte ich unter meiner strengen Chefin fast völlig verloren.

Und welche Folgen hatte das?

Zum Beispiel habe ich die Filmkostüme, die ich mir selbst für mich nachgeschneidert hatte, nach meinen eigenen Vorstellungen umgearbeitet. Da kam dann auf einmal wieder die Modedesignerin durch. Und es hat vor allem auch wieder richtig Spaß gemacht.

Sie haben Filmkostüme nachgeschneidert? Historische?

Nein, gar nicht. Die Filme, die ich oft und gerne sehe, sind eher Liebeskomödien der 80er und 90er Jahre. Also habe ich Kleider aus diesen Filmen in meiner eigenen Größe nachgeschneidert. Zunächst einfach, um zu sehen, ob ich das überhaupt kann. Später dann, um diese Kleider vielleicht tatsächlich einmal tragen zu können und selbst wie eine Traumfrau auszusehen.

Wieviele Kleider haben Sie denn davon inzwischen zu Hause?

So viele sind es nun auch wieder nicht. Schließlich sind die Stoffe teilweise ja auch nicht ganz billig. Aber immerhin besitze ich einen Nachbau von Jennifer Lopez’ roséfarbenem Abendkleid aus „Manhattan Love Story“ und von Charlotte Colemans knallorangenem Kleid aus „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“. Außerdem hängen in meinem Schrank das Cocktailkleid aus schwarzer Spitze und die leuchtendrote Robe von Julia Roberts aus „Pretty Woman“.

Nicht schlecht. Hatten Sie denn nun schon einmal Gelegenheit, eines davon zu tragen? Immerhin sind diese Kleider ziemlich ausgefallen.

Tatsächlich bekam ich die Gelegenheit erst, als mein Kontakt zum Film bestand. In der Branche ergeben sich immer mal wieder Möglichkeiten. Inzwischen habe ich schon einige der Modelle getragen und eben auch das eine oder andere Kleid nach meinen eigenen Vorstellungen verändert.

Haben Sie da kein schlechtes Gewissen, wenn Sie derart kultige Filmkostüme einfach umarbeiten? Ist das kein Sakrileg?

Im ersten Moment war ich tatsächlich etwas scheu. Aber schließlich sind es meine Kleider, die ich selbst hergestellt habe. Da kann ich sie auch nach Lust und Laune verändern. Und immerhin wird man mir dann keine Plagiatsvorwürfe machen.

Fortsetzung folgt...

Mittwoch, 26. Februar 2014

Von Filmen und Träumen (Teil I)

Heute im Interview: Emma Jacobi, 28 Jahre, Schneiderin aus München und Hauptfigur des Romans „Verliebt und zugenäht!“

Frau Jacobi, warum sind Sie Schneiderin geworden? Mit Ihrem Abitur hätten Sie doch durchaus andere Möglichkeiten gehabt.

Ursprünglich hatte ich die Absicht, Modedesign zu studieren. Aber irgendwie habe ich dieses Ziel im Laufe der Jahre etwas aus den Augen verloren. Nach den Ereignissen der letzten Zeit bin ich mir aber ziemlich sicher, dass ich es jetzt doch versuchen werde. Probieren geht über studieren.

Was waren das denn für Ereignisse, die sie wieder an Ihre Träume denken ließen?

Durch verschiedene Zufälle bekam ich Kontakt zu einem Münchner Filmregisseur und durch ihn auch zu anderen Filmschaffenden. Sie haben mich darin bestärkt, dass viel mehr in mir steckt als ich je für möglich hielt.

Was zum Beispiel?

Der Kontakt zur Filmszene hätte beinahe eine Schauspielerin aus mir gemacht. Wenn ich mir das vorstelle, dass das was ich aus der Ferne immer so sehr bewundert habe, beinahe meine eigene Wirklichkeit geworden wäre, dann denke ich immer noch, ich träume.

Wie konnte es denn dazu kommen?

Eigentlich habe ich mich, in einem kurzen Moment geistiger Umnachtung, nur als Schauspielerin ausgegeben, um Jo Fürstberg zu imponieren. Ich konnte ja nicht wissen, dass das Ganze zum Selbstläufer wird und ich aus der Sache erst einmal nicht mehr rauskomme. Meine eigene Fiktion wurde sozusagen zur Realität und ließ sich, wie in Goethes „Zauberlehrling“, nicht mehr aufhalten. Irgendwann wusste ich selbst nicht mehr, was Erfindung und was Wirklichkeit war...

Fortsetzung folgt...

Freitag, 21. Februar 2014

Von Kritik und einem Baßgitarristen (Teil III)

Weiterhin im Interview: Olaf Schmidt, 51 Jahre, Abteilungsleiter aus München und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“ (Teil II vorgestern)

Kommen wir zu einem anderen Thema. Was sagt denn Ihre Frau zu Ihrer Einstellung? Sind Sie zu Hause auch so ein Macho?

In diesem Punkt kommt mir zugute, dass ich keine Frau habe. In meiner Junggesellenwohnung muss ich mich mit keiner nörgelnden Ehefrau auseinandersetzen.

Woran hat’s gelegen? Gab es da nie eine, bei der Sie hätten schwach werden können?

Finden Sie das jetzt nicht ein bißchen intim? Ich habe keine Lust, mein ganzes Privatleben hier auszubreiten.

Also gab es eine?

Ja, ich gebe zu, ich stand einmal kurz vor der Heirat mit einer Kommilitonin.

Und was kam dazwischen?

Ein Baßgitarrist. Kurz vor der Hochzeit hat sie mich mit ihm betrogen und schließlich auch wegen ihm verlassen. Seitdem habe ich von Frauen die Nase voll und keine Lust auf weitere Erfahrungen in dieser Richtung.

Heißt das, Sie haben seit dieser Zeit keine Beziehung zu einer Frau mehr gehabt?

Ja, das heißt es. Und dabei wird es auch bleiben. Frauen machen einen nur von sich abhängig und wenn sie einen dann verlassen ist man hilflos wie ein kleines Kind. Da habe ich wirklich keinen Bedarf. Damit ist Schluss.

Man soll nie nie sagen. Ich danke Ihnen für dieses Gespräch, Herr Schmidt.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Von Kritik und einem Baßgitarristen (Teil II)

Weiterhin im Interview: Olaf Schmidt, 51 Jahre, Abteilungsleiter aus München und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“ (Teil I des Interviews gestern)

Und was passierte nach diesen Jahren, in denen es so angenehm ruhig zuging?

Tja, ich habe keine Ahnung warum, aber vor einiger Zeit fing Frau Hartmann wieder an mit ihrer Kritik. Irgendetwas muss da vorgefallen sein, denn von einem Tag auf den anderen war sie wie ausgewechselt. War sie davor recht zurückhaltend und fast etwas antriebslos geworden, so war sie jetzt wieder richtig streitbar fast streitsüchtig. Natürlich fiel das nicht nur mir auf. Im Gegenteil. Das machte in der Firma richtig die Runde.

Hat Sie das gestört?

Nun ja, ich kam nicht gerade gut weg dabei. Ein paar Mal ist mir Frau Hartmann regelrecht über den Mund gefahren. Das hat auch andere Kollegen dazu ermutigt, ihre Meinung mir gegenüber klar zu äußern.


Und das finden Sie falsch? Im 21.Jahrhundert?

Was heißt da ‚21.Jahrhundert’? In einem großen Betrieb muss es Chefs geben, die anschaffen und Angestellte, die ausführen. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder einfach mitreden könnte, wie er möchte? Jeder Mensch hat heutzutage die Möglichkeit, durch eigenen Fleiß in eine Führungsposition zu gelangen und dann selber zu bestimmen, was gemacht wird. Aber bis dahin muss man sich eben unterordnen...

Finden Sie Ihre Einstellung nicht etwas altmodisch?

Diese Einstellung hat Jahrhunderte wunderbar funktioniert. Warum sollte man da etwas ändern? Dieser ganze moderne Kram mit Teamwork und Mitarbeitermotivation wird maßlos überschätzt. Wichtig ist, dass gut und schnell gearbeitet wird. Punkt.

Aber hängt das gute und schnelle Arbeiten nicht auch mit Teamwork und Mitarbeitermotivation zusammen?

Wie gesagt, das wird alles überschätzt.

Fortsetzung folgt...

Dienstag, 18. Februar 2014

Von Kritik und einem Baßgitarristen (Teil I)

Heute im Interview: Olaf Schmidt, 51 Jahre, Abteilungsleiter aus München und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“

Herr Schmidt, wie würden Sie Ihre Zusammenarbeit mit Marie Hartmann beschreiben?

Zusammenarbeit? In unserer Abteilung geht es nicht in erster Linie um Zusammenarbeit. Wir haben Projektziele zu erreichen und das erfordert vor allem die Fähigkeit zur Unterordnung unter die übergreifende Idee. Und diese Fähigkeit habe ich bei Frau Hartmann nicht immer erkennen können.

Was meinen Sie mit ‚nicht immer’ in diesem Zusammenhang?

Nun ja, als ich als Abteilungsleiter anfing, stellte sich ziemlich schnell heraus, dass Frau Hartmann so etwas wie das schwarze Schaf der ganzen Abteilung war. Sie mischte sich ständig in alles ein, wollte bestehende Abläufe unbedingt ändern, machte unaufhörlich Vorschläge für Neuerungen. Um es klar zu formulieren: sie überschritt regelmäßig ihre Kompetenzen. Mein Vorgänger hatte ihr das wohl auch durchgehen lassen, aber dann merkte sie ziemlich bald, dass sie damit bei mir auf Granit biss.

Aber eigenständig denkende und innovative Mitarbeiter können Ihnen doch eigentlich nur recht sein.

Wenn sie ab und zu einen Vorschlag machen, habe ich nichts dagegen. Aber wenn an allem, was geplant und entschieden wird, nur Kritik geübt wird, hört bei mir der Spaß auf. Es gibt schließlich einen Grund, warum man mich zum Abteilungsleiter gemacht hat. Für den Job benötigt man nämlich so etwas wie Führungsqualitäten. Und zu denen zählt auch, dass ich meinen Untergebenen Richtlinien vorgebe, in deren Rahmen sie arbeiten können. Frau Hartmann tat sich da anfangs schwer.

Was heißt ‚anfangs’? Hat sich das geändert?

Nach etwa einem Jahr ließen ihre Einmischungen und Kritisierereien langsam nach. Bis sie dann ganz aufhörten. Das hat uns die Arbeit sehr erleichtert. Einige Jahre war es dann recht ruhig in der Abteilung.

Waren die Ergebnisse dann auch besser?

Dazu kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben. Das kann man überhaupt nicht vergleichen. Unsere Projekte verändern sich. Unsere Zusammensetzungen verändern sich. Und unsere Kunden verändern sich. Da kann man nicht von besser oder schlechter sprechen. Da muss ich Sie leider enttäuschen.

Fortsetzung folgt...

Freitag, 14. Februar 2014

Von Störenfrieden und Fairness (Teil III)

Weiterhin im Interview: Renate Möhring, 47 Jahre, Informatikerin aus München und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“ (Teil II des Interviews gestern)

Hat sich Ihr Verhältnis in der letzten Zeit irgendwie verändert?

Also, jetzt sag ich Ihnen mal was: mir ist tatsächlich aufgefallen, dass sie seit ihrem Urlaub anders ist. Sie hat ja - ich weiß nicht, ob Sie das wissen – aus heiterem Himmel ihren Resturlaub genommen. Und seit sie aus diesem Urlaub zurück ist, ist sie noch komischer als vorher. Zweimal hat sie mich schon angeranzt, als ich sie auf eine Nachlässigkeit hin gewiesen habe. Das hat sie früher nie gemacht. Da hatte ich oft das Gefühl, sie hat mich gar nicht verstanden. Jetzt spricht sie zumindest wieder. Aber dadurch wird sie jetzt auch nicht sympathischer. Mir jedenfalls nicht.

Warum nicht?

Nun ja, wenn sie spricht ist sie nicht gerade freundlich. Man geht auf sie zu, weist sie ruhig auf etwas hin, das eindeutig ihr Fehler war. Und was macht sie? Sie spricht mit mir in einem Ton, den ich mir wirklich nicht anhören muss. So kann man doch nicht mit Kollegen umgehen. Das ist einfach keine Art.

Könnte es vielleicht sein, dass Sie mit Ihrer Art diese Reaktionen provozieren? Ich meine: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus, oder?

Provozieren? Ich? Also das ist nun wirklich nicht meine Art! Nein, nein, das sehen Sie ganz falsch. Ich bin immer ruhig und freundlich. Da hat sich noch niemand beschwert...

Haben denn andere Ihrer Kollegen ebenfalls Probleme mit Frau Hartmann?

Also das kann ich Ihnen jetzt wirklich nicht sagen. Es interessiert mich auch nicht. Ich weiß, was ich weiß. Und mir kann keiner unterstellen, dass ich nicht fair wäre.

Meinen Sie mit „fair“, dass Sie die Fehler der anderen gerne mal per E-Mail anprangern?

Was heißt da „anprangern“? Ich halte das für die sachlichste Methode, auf Missstände aufmerksam zu machen. Marie hat allerdings seit ihrem Urlaub mir schon zwei Mal den Ausdruck auf den Tisch geknallt mit den Worten „Steck dir deine Hirngespinste sonstwohin“. Das muss ich mir wirklich nicht geben. Da kläre ich das Problem lieber gleich direkt von Angesicht zu Angesicht.  

Was ja vielleicht auch tatsächlich der bessere Weg ist. Ich danke Ihnen für dieses Gespräch, Frau Möhring.

Donnerstag, 13. Februar 2014

Von Störenfrieden und Fairness (Teil II)

Weiterhin im Interview: Renate Möhring, 47 Jahre, Informatikerin aus München und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“ (Teil I des Interviews gestern)

Wenn ich das richtig verstehe, dann sind Ihre Vorbehalte gegen Frau Hartmann nicht in erster Linie persönlicher, sondern eher beruflicher Natur?

So kann man das nicht sagen. Ihre Art regt mich auch wahnsinnig auf. Immer läßt sie etwas rumliegen, räumt nicht auf, läßt ihre Tasse rumstehen... Und wenn man sie drauf hinweist, reagiert sie kaum. Die ist wie eine tickende Zeitbombe, bei der man nie sicher sein kann, wann sie hochgeht.

Aber eine rumstehende Tasse ist ja auch kein so großes Drama, oder?

Haben Sie eine Ahnung! Wenn das jeder machen würde! Ich habe den ganzen Tag im Büro wirklich anderes zu tun als meinen Kollegen hinterher zu räumen. Und wenn sie das nicht begreifen, werde ich ihnen das immer wieder sagen. Da kenne ich nichts. Schließlich muss man sich in einer Gemeinschaft auch um andere kümmern und nicht nur um sich.

Aber gehört zum „Kümmern“ nicht auch, dass man mal die Tasse eines anderen wegräumt?

Bei einem Mal würde ich ja nichts sagen, aber wenn das jede Woche passiert, dann hört bei mir der Spaß auf.

Könnte es sein, dass Sie bei Frau Hartmann deshalb so extrem reagieren, weil Sie sie als Konkurrentin betrachten?

Ich glaube nicht, dass ich extrem reagiere. Wenn eine von uns beiden extrem ist, dann ja wohl sie. Ich kam im Büro immer gut zurecht... mit allen. Bis sie kam. Sie ist der Störenfried.

Fortsetzung folgt...

Mittwoch, 12. Februar 2014

Von Störenfrieden und Fairness (Teil I)

Heute im Interview: Renate Möhring, 47 Jahre, Informatikerin aus München und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“

Frau Möhring, wann hatten Sie zum ersten Mal den Eindruck, dass mit Ihrer Kollegin Marie Hartmann etwas nicht stimmt?

Im Grunde hatte ich diesen Eindruck seit ihrem ersten Arbeitstag bei uns. Schon als sie mir vorgestellt wurde, war sie so komisch. Ganz anders als die anderen. Ich hatte sofort das Gefühl, dass es mit der nur Ärger geben würde.

Können Sie das etwas präzisieren? Was genau war denn anders?

Ich weiß auch nicht. Sie hat wenig gesagt und sich meistens aus allem rausgehalten. Ich glaube, sie wollte auf Teufel komm raus Karriere machen. Ich habe keine Beweise dafür, aber ich bin der festen Überzeugung, dass sie sich hinter unserem Rücken so richtig beim Chef eingeschleimt hat. Das würde zu ihr passen. Vorne rum kein Ton, aber hinten rum direkt in den Arsch...

Wie kommen Sie darauf?

Sie war noch nicht lange da, da hat unser Chef, ihr schon die wichtigsten Aufgaben gegeben. Obwohl ich schon deutlich länger in der Firma bin, war ich auf einmal nicht mehr für die Kundenpräsentationen zuständig. Von heute auf morgen. Eventuell war sie sogar mit ihm im Bett. Nur um in der Firma möglichst schnell voranzukommen. Ich würde es ihr zutrauen...

Dann kann man also sagen, dass Marie Hartmann extrem schnell die Karriereleiter nach oben geklettert ist?

Nun ja, befördert wurde sie noch nicht. Vielleicht ist sie ja nicht so gut im Bett wie Schmidt gedacht oder gehofft hat. Aber sie bekommt weiterhin die wichtigen Aufgaben, während ich mich mit den anderen zufrieden geben muss. Und das, obwohl ich viel mehr Berufserfahrung habe als sie.

Fortsetzung folgt...

Montag, 10. Februar 2014

Von Töchtern und dem Mann fürs Leben(Teil III)

Weiterhin im Interview: Monika Hartmann, 63 Jahre, Hausfrau aus Rosenheim und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“ (Teil II des Interviews vorgestern)

Dann hat sie wohl den Mann für’s Leben gefunden?

Ich hoffe es. Ich hoffe es wirklich. Das würde mich schon beruhigen, wenn Lutz es länger mit ihr aushalten würde. Schließlich ist sie ja nicht ganz einfach. Das war sie schon als Kind nicht.

Wie meinen Sie das?

Im Endeffekt hat sie sich schon immer etwas zurückgezogen. Das Herz auf der Zunge getragen hat sie nie. Ob das Liebeskummer oder Bauchweh war – immer musste man ihr ihre Sorgen mit Müh und Not aus der Nase ziehen. Von allein hat sie selten etwas rausgelassen. Das stelle ich mir in einer Beziehung auch nicht ganz einfach vor.

Haben Sie Lutz Maibach denn schon kennengelernt? Glauben Sie, er ist der richtige?

Ich muss sagen, ich habe einen durchweg positiven Eindruck von ihm. Er macht einen ziemlich souveränen Eindruck und scheint auch die entsprechende Hartnäckigkeit an den Tag legen zu können, um meiner Marie zu zeigen, wo der Hammer hängt. Ich wünsche den beiden jedenfalls von Herzen, dass es klappt.

Auch ihm? Es klingt ja eher so als hätte er da ein ganz schönes Stück Arbeit vor sich...

So kann man das jetzt auch wieder nicht sagen. Meine Marie hat schließlich auch ziemlich viele gute Seiten.

Zum Beispiel?

Sie ist sensibel und hat trotzdem einen trockenen Humor. Sie ist extrem ordentlich und außergewöhnlich gut organisiert, hat aber auch eine kreative Ader. Alles Eigenschaften, die einem Mann nur nützen können. Lutz ist ja eher ein bißchen zerstreut und umständlich. Da kann er von Maries Hang zur Struktur doch nur profitieren.

Gegensätze ziehen sich also an?

In diesem Fall sieht es ganz so aus. Ich hoffe, dass sie sich gegenseitig ergänzen und nicht ständig aneinander geraten. Dann könnte das mit den beiden tatsächlich sehr gut klappen...

Ich danke Ihnen für dieses Gespräch, Frau Hartmann.

Freitag, 7. Februar 2014

Von Töchtern und dem Mann für's Leben(Teil II)

Weiterhin im Interview: Monika Hartmann, 63 Jahre, Hausfrau aus Rosenheim und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“ (Teil I des Interviews gestern)

Aber ein Leben, mit dem man unzufrieden ist, ist doch wahrscheinlich auch nicht das Richtige, oder?

Das konnte ich ja damals noch nicht wissen. Gustav und ich dachten immer, dass es ihr gut geht. Mir war allerdings natürlich auch nicht bewusst, dass sie keinerlei Beziehung und auch sonst nicht sehr viele enge Kontakte hatte. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich vielleicht mehr eingemischt.

Glauben Sie, das hätte etwas geändert?

Ich weiß es nicht. In der Stimmung, in der Marie über viele Jahre war, hätte sie es vielleicht auch als sehr übergriffig empfunden und den Kontakt ganz abgebrochen. Dann war es wohl gut, dass mir die Ernsthaftigkeit der Situation nicht bewusst war.

Sie meinen Maries Selbstmordpläne?

Bitte? Nein, nein, so weit ging ihre Unzufriedenheit dann auch wieder nicht. Aber dass sie sich offensichtlich abgekapselt hat, ist ja schon schlimm genug...

Was glauben Sie, wodurch die Wende kam - in Maries Leben und in ihrer beider Verhältnis?

Ehrlich gesagt weiß ich das auch nicht so genau. Marie hat bis jetzt nicht mit mir darüber gesprochen. Seit ich im Krankenhaus lag, hat sich unser Kontakt zwar wieder deutlich verbessert. Und wir haben auch schon einige Mißverständnisse aus dem Weg geräumt, aber dazu hat sie bis jetzt nichts gesagt. Ich vermute, dass ihr neuer Lebensgefährte Lutz zu ihrem neuen Optimismus entscheidend beigetragen hat. Mit einem Mann an ihrer Seite kann eine Frau doch das Leben ganz anders planen. Man braucht doch das Gefühl der Sicherheit, das einem nur eine Partnerschaft wirklich geben kann.

Fortsetzung folgt...

Donnerstag, 6. Februar 2014

Von Töchtern und dem Mann für's Leben (Teil I)

Heute im Interview: Monika Hartmann, 63 Jahre, Hausfrau aus Rosenheim und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“

Frau Hartmann, von Ihrer Tochter Marie habe ich erfahren, dass sich Ihr Verhältnis in letzterZeit entscheidend verändert hat. Sehen Sie das auch so?

Ja, das ist wahr. Jahrelang hatte ich zu meinem Leidwesen so gut wie keinen Kontakt zu meiner Tochter. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie sich regelrecht vor mir versteckt hat. Wenn ich sie anrief, war sie immer kühl und kurz angebunden. Am Anfang habe ich noch versucht, den Grund dafür herauszufinden. Doch irgendwann habe ich akzeptiert, dass sie offensichtlich nicht mit mir sprechen wollte.

Heißt das, Sie haben sie nicht mehr angerufen?

Natürlich nicht. Ich konnte die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie mir irgendwann doch einmal erzählen würde, was sie bedrückt. Denn dass sie etwas bedrückt, das habe ich gespürt. Eine Mutter spürt so etwas.

Worüber haben Sie denn dann gesprochen, wenn Marie doch gar keinen Kontakt zu Ihnen wollte?

Zunächst einmal musste ich immer wieder Gründe finden, um mit ihr zu telefonieren. Manchmal haben diese Anlässe auch gar nicht der Wahrheit entsprochen. Ich dachte mir, ich kann ruhig sagen, dass mein Mann und ich einen neuen Computer anschaffen wollen und ihren Rat bräuchten. Wenn sie tatsächlich beim nächsten Telefonat danach gefragt hätte, hätte ich einfach behauptet, wir haben es uns anders überlegt. Aber das hat sie ja sowieso nie getan. Ich denke, sie war froh, wenn sie mich nach ein paar Sätzen wieder abwimmeln konnte.

Warum hat es denn ihr Mann nie versucht?

Mein Mann ist nicht so ein Telefonierer. Das hat er in unserem ganzen gemeinsamen Leben immer mir überlassen, soweit das möglich war. Vielleicht hätte er sogar eher Zugang zu Marie gefunden. Doch auf den Gedanken sind wir beide nicht gekommen. Ich habe die Problematik wohl unterschätzt oder eher falsch eingeschätzt.

Welche Problematik?

Marie war wohl so unzufrieden mit ihrem Leben, dass sie diese Unzufriedenheit unbewusst auf mich übertragen hat. Und so hatte sie irgendwann das Gefühl, dass ich unzufrieden mit ihr und ihrem Leben sei. Das war ich aber nie. Ich war immer der Meinung, dass sie ihr Leben leben soll wie sie es für richtig hält.

Fortsetzung folgt...