Freitag, 25. April 2014

Von Perfektionismus und Kompromissen (Teil III)

Weiterhin im Interview: Henning Merker, 37 Jahre, Oberarzt aus München und Nebenfigur des Romans "Verliebt und zugenäht!" (Teil II des Interviews vorgestern)

Hat sie einen Fachmann ins Boot geholt, um Sie besser überzeugen zu können?

Nein. Das Ganze ist noch viel komischer gelaufen. Den Fachmann habe ich ins Boot geholt, weil ich als Feind halber Sachen die Anlage unseres Garten auf keinen Fall dem Zufall überlassen wollte. Eigentlich hätte ich den Geschmack meines Freundes Willi schon vorher einschätzen können müssen. Aber ich dachte, als Landschaftsarchitekt würde er eine eher architektonische Sichtweise auf die Dinge haben. Wie ich. Ich bin ein Freund von Symmetrien und geometrischer Ordnung. So sieht auch unser Haus aus. Damals beim Bau widersprach mir meine Frau noch nicht so entschieden wie heute. Sonst wären wir wahrscheinlich immer noch nicht über den Rohbau hinausgekommen.

Und inzwischen läßt sich Ihre Frau also nicht mehr von den Ideen ihres Mannes überrumpeln?

So könnte man es ausdrücken. Und mit Willis Unterstützung schafft sie es ganz gut, sich durchzusetzen. Die beiden sind eher für eine natürliche, also, wie ich finde, ziemlich chaotische Gartenanlage.

Dann kann es wohl passieren, dass Sie sich in Zukunft in einem Meer von wilden Pflanzen wiederfinden werden?

Da sei Gott vor. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Ich wehre mich standhaft. Aber inzwischen hat Willi auch schon meine kleine Tochter Clara auf seine Seite gezogen. Die versucht nun auch schon, mich davon zu überzeugen, dass ich den armen Tierchen nicht ihren Lebensraum nehmen darf und dass eine naturnahe Gartenanlage viel schöner und gesünder ist. Da kann sie sehr überzeugend sein. Und ich kann ihr ohnehin nur schwer einen Wunsch abschlagen.

Da ist die weibliche Übermacht in der Familie wohl im Vorteil?

Tja, meine Frauen haben tatsächlich sehr wirksame weibliche Waffen, mit denen sie kämpfen. Dem kann ich mich nur sehr schwer erwehren. Andererseits will ich natürlich auch, dass Lisa und Clara sich wohlfühlen. Es ist ja schließlich nicht nur mein Garten, um den es geht. Da muss ich mich vielleicht auch einmal im demokratischen Sinn der Mehrheitsmeinung beugen.

Was für ein schönes Schlusswort. Ich danke Ihnen für dieses Gespräch, Herr Merker.

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