Donnerstag, 8. Oktober 2015

Aus dem Leben eines Schreibenichts (7)

Der erste Satz ist der wichtigste. Allerdings wahrscheinlich auch der schwierigste. Der erste Satz eines Textes, vor allem eines Romans, ist ähnlich bedeutend wie der Titel. Klingt komisch, ist aber so. Die Entscheidung, ein Buch im Laden in die Hand zu nehmen, trifft der potentielle Leser meistens aufgrund von Cover und Titel. Doch wenn er es erst einmal in der Hand hat, muss ihn der Anfang des Textes überzeugen. Findet er den ersten Satz langweilig, zu durchschaubar oder stilistisch nicht ansprechend, so wird er niemals weiterlesen und in Erwägung ziehen, das Buch zu kaufen.
Die Bedeutung des ersten Satzes macht das Schreiben nicht gerade einfacher. Schließlich beginnt man in den meisten Fällen mit dem Anfang der Geschichte. Natürlich kann man den ersten Satz während der Entstehung des Romans jederzeit wieder ändern. Und auch nach Vollendung des Textes hindert den Schriftsteller niemand daran, an der Formulierung zu feilen oder sogar etwas ganz anderes zu schreiben.
Trotzdem geht es mir so, dass ich den ersten Satz gerne schon am Anfang so schreibe, wie ich ihn später auch lassen möchte. Und tatsächlich sind die ersten Sätze meiner Romane und Geschichten jedes Mal bis zum Schluss so geblieben, wie ich sie zu Beginn meiner Arbeit formuliert habe. Das allerdings macht die Hemmschwelle vor dem Start des Schreibens nicht gerade kleiner. Die Tatsache, dass der erste Satz am besten gleich sitzen sollte, bringt mich dazu, die Arbeit an einem neuen Text erst einmal vor mir her zu schieben.
Manchmal weiß ich den ersten Satz sofort. Manchmal geht er mir schon einige Tage im Kopf herum, bis ich mich entschließe, ihn so zu lassen und aufzuschreiben. Bei meinem ersten Roman hatte ich zu Beginn nichts als den ersten Satz. Und daraus ergab sich die ganze Geschichte. Wenn er sich allerdings nicht automatisch ergibt oder aufdrängt, wird es schwieriger. Denn wie recherchiert man eigentlich den ersten Satz?
Fortsetzung folgt…

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