Sonntag, 22. November 2015

Von der perfekten Hauptfigur und ihren Eigenschaften (1)

Wenn Geschlecht und Name unserer Hauptfigur feststehen, können wir Schriftsteller eigentlich schon loslegen. Wären da nicht noch ein paar andere Eigenschaften, die man vielleicht doch vor Beginn des Schreibens wissen sollte. Schließlich besteht kein Mensch und damit auch kein Protagonist nur aus Geschlecht und Namen.
Die Frage nach den Eigenschaften einer Figur lässt sich in zwei Hauptaspekte aufteilen - die inneren und die äußeren Eigenschaften. Die äußeren Eigenschaften, also das Aussehen kann man zunächst einmal zurückstellen. Ja, ich würde sogar behaupten, es wäre durchaus möglich, einen guten Roman zu schreiben, ohne ein einziges Mal explizit auf das Aussehen der Hauptfigur einzugehen. Trotzdem werde ich auf die Aspekte des Aussehens an anderer Stelle noch einmal gesondert zurückkommen.
Was die inneren Eigenschaften einer Figur betrifft, so sind sie von größerer Bedeutung. Mit ihnen steht und fällt eine Geschichte. Denn der Verlauf der Ereignisse wird unter anderem von den Eigenschaften der Hauptfigur beeinflusst. Natürlich spielen auch äußere Bedingungen eine Rolle. Doch wie damit umgegangen wird, bestimmt der Protagonist und folglich unsere Konzeption seiner Person.
Ob die charakterlichen Eigenschaften, die wir ihm andichten, etwas mit seinem Geschlecht zu tun haben, bleibt fraglich. So mancher wird vermutlich der Meinung sein, dass eine Figur unabhängig von ihrem Geschlecht jede Eigenschaft bekommen kann. Ich bin mir da nicht so sicher. Das jedoch war hier an anderer Stelle schon Thema (siehe November 2015).
Was auch interessant ist, ist die Frage, ob die Eigenschaften einer Hauptfigur etwas mit den Eigenschaften ihres Erfinders zu tun haben. Dichten wir Autoren unseren Protagonisten gerne unsere eigenen Stärken und Schwächen an? Oder bedienen wir uns lieber beim genauen Gegenteil? Oder existieren unsere Figuren vollkommen unabhängig von unserem eigenen Charakter?
Vor kurzem las ich auf einer Meinungsseite im Internet, dass Schriftstellerinnen ihren Protagonistinnen gerne ihre eigenen Problemchen aufs Auge drücken würden. Zumindest war das der Eindruck der Schreiberin. Das sogenannte „Alter Ego“ kommt hier ins Spiel. Natürlich ist es einfacher, möglichst viele eigene Erfahrungen in einen Roman einfließen zu lassen. Und so ganz ist vermutlich kein Autor gefeit davor.
Doch im Falle eines „Abziehbilds der eigenen Persönlichkeit“ läuft man Gefahr, den nötigen Abstand zur Figur zu verlieren. Oder ist es gerade gut, seiner Hauptfigur innerlich möglichst nah zu sein? Diese Fragen lassen sich vermutlich nie abschließend klären. Doch ich würde mich über Meinungen und Anregungen dazu sehr freuen. Als Schriftsteller kann man nämlich nie genug Impulse von außen bekommen…

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