Montag, 23. September 2013

Von meiner WG und "Big Brother"

Die zur Zeit wohl bekannteste und meist beachtete WG ist „Promi Big Brother“. Um die eineinhalb Millionen Menschen schalten jeden Abend ein, um mehr oder weniger bekannten Persönlichkeiten beim Schlafen, Duschen, Essen und nicht zuletzt beim Diskutieren zuschauen zu können. Zwei Wochen hat man als regelmäßiger Fernsehzuschauer das Gefühl, alles aus dem Leben der Protagonisten zu erfahren. Was nehmen sie zu sich und geben sie von sich? Was tragen sie zu Hause am Leib oder mit den Mitbewohnern aus? Was oder wen lieben oder hassen sie?
Vor kurzem fiel mir auf, wie zahlreich die Parallelen zwischen dieser Sendung und meiner fiktionalen Wohngemeinschaft sind. Wie der Sat1-Zuschauer kann ich meine Figuren ständig bei ihrem Leben beobachten. Ich weiß, was und wieviel sie essen. Ich weiß, was oder wen sie mögen oder auch nicht. Vor mir können sie nichts verheimlichen. Ich jedoch kann sie nach Lust und Laune beeinflussen. Genau wie bei „Promi Big Brother“ entscheide ich als übergeordnete Instanz, was mit meinen Figuren passiert. Im Fernsehen macht das Sat1.
Und wie der Sender entscheide auch ich allein, welchen Teil meiner Kenntnisse ich den Leser wissen lasse. Die täglichen sechzig Minuten bei „Big Brother“ bestehen lediglich aus einem kleinen Teil dessen, was in den vergangenen vierundzwanzig Stunden im Container passiert ist. Ausgewählt und bearbeitet von Sat1. Und auch mein Roman besteht nur aus einem Teil dessen, was ich mir in der Konzeptionsphase zu den einzelnen Figuren überlegt habe. Allerdings aus einem wesentlich größeren als dem Vierundzwanzigstel im Fernsehen. Auf jeden Fall ist aber beides, meine Romane und „Promi Big Brother“, Fiktion und nicht Realität.
Und im Gegensatz zu Cindy aus Marzahn und Oliver Pocher gebe ich als Schriftstellerin nicht auch noch ständig meinen Senf zu dem, was in meiner WG geschieht. Ganz kann man das natürlich auch als Autor nie vermeiden, doch so offensichtlich wie bei „Big Brother“ wäre es vermutlich für die meisten Leser ein Greuel. Also halte ich mich mit meiner Meinung zu Person und Handeln meiner Figuren vornehm zurück und überlasse diese Form der Fiktion lieber den Kollegen von Sat1...

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