Mittwoch, 13. November 2013

Vom Happy End und seinen Tücken

Ich habe keine Ahnung warum, aber irgendwie wollen meine Heldinnen alle unbedingt ein Happy End erleben. Oder will ich als Autorin unbedingt eines schreiben? Oder wollen meine Leserinnen unbedingt eines lesen? Das mit dem Happy End ist so eine Sache. Manchen Geschichten merkt man einfach an, dass sie gegen ihren Willen zu einem glücklichen Ende regelrecht gezwungen wurden. Ist das sinnvoll?
Das Genre „Heiterer Frauenroman“, in dem ich zur Zeit zu Hause bin, verlangt ebensosehr wie nach einer Liebesgeschichte nach einem Happy End. Und mit ihm die Helden und Heldinnen, die in ihm agieren. Also nehme ich in meine fiktionale Wohngemeinschaft nur Mitbewohner auf, die ein solches auch verkraften können. Sie müssen sozusagen ein gewisses Happy-End-Potential mitbringen, sonst wird das nichts mit der Rolle.
Bei Marie im ersten Roman war das ziemlich einfach. Die war am Anfang der Geschichte so frustriert und desillusioniert, dass quasi auch schon die kleinste Veränderung eine Verbesserung um etwa hundert Prozent gebracht hätte. Ihr Potential war also extrem hoch. Darin bestand jedoch auch die Gefahr. Denn hätte eine nur geringfügige Entwicklung schon das Happy End herbeigeführt, hätten sich die Leser vermutlich ziemlich gelangweilt. Deshalb durchlief Maries Geschichte sozusagen die verschiedensten Stadien des Tunings, bevor sie reif dafür war, auf die Leserschaft losgelassen zu werden.
Bei Emma im zweiten Roman war das etwas anders. Sie verlangte sozusagen schon von ihrer Gesamterscheinung her so sehr nach einem glücklichen Ausgang ihrer Geschichte, dass ich mir ein bißchen mehr einfallen lassen musste, um sie zufrieden zu stellen. Immerhin ziert die Rückseite des Buches die vielversprechende Überschrift „Erst das Happy End, dann die Liebe“. Emma setzte in Sachen Happy End also völlig neue Maßstäbe.
Da sie eifriger Konsument romantischer Kinokomödien war, war die Konkurrenz riesig. Ihr Happy End musste sich demnach an großen Idealen messen lassen. In jedem Kapitel wurden sie schließlich genannt, die Klassiker der Filmgeschichte und ihre gefühlvollen Finales. Ich habe keine Ahnung, ob es mir gelungen ist, mit diesen Vorbildern Schritt zu halten. Emma jedenfalls hat sich über den Ausgang ihrer Geschichte nicht beschwert. Und ein Leser bisher auch nicht...

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