Mittwoch, 27. November 2013

Von fremden Kulturen und ihren Facetten

Nicht nur Berufe, Interessen und Erlebnisse unserer Romanfiguren ermöglichen uns Schriftstellern das Kennenlernen und Erforschen fremder Welten. Auch ihre Herkunft und Kultur bedeutet für die Erfinder eventuell Neuland. Und das will erst einmal Schritt für Schritt erschlossen sein. Denn kann man sich die Eckdaten so mancher Situationen oder Lebenswelten ganz gut in ein paar Stunden Recherche ausreichend erschließen, so ist das bei nationalen und kulturellen Unterschieden nicht mehr ganz so einfach.
Zieht also ein neuer Mitbewohner, der einen anderen kulturellen Hintergrund hat als ich selbst, in meine fiktionale Wohngemeinschaft ein, dann bekomme ich die Unterschiede zwischen seiner und meiner Lebensweise nicht automatisch mit, wie in einer realen WG. In der Wirklichkeit würde ich jeden Tag miterleben, wie der oder die Neue kocht, sich kleidet, Musik hört oder den Tage gestaltet. Ich würde vermutlich sehr schnell merken, was ihm oder ihr wichtig ist, wo sozusagen die Prioritäten liegen.
Beim Kennenlernen der eigenen Romanfiguren ist das ein bißchen anders. Da wird die Arbeit proportional zum Abstand unserer Lebensumstände größer. Je verschiedener wir sind desto mehr muss ich recherchieren, um mich in die Welt meiner Protagonisten hineinversetzen zu können. Und bei fremden Kulturen ist der Unterschied unter Umständen nicht unerheblich.
Schließlich geht es bei kultureller Verschiedenheit nicht nur um Äußerlichkeiten wie Sprache, Kleidung oder Essensgewohnheiten, sondern oft auch um religiöse Empfindungen, Sitten und Gebräuche. Und da tut man sich von außen oft nicht mehr so leicht, wenn man Maßstäbe und Einstellungen beurteilen will.
Vielleicht liegt es daran, dass Autoren oft Geschichten aus ihrem eigenen Kulturkreis zum Thema ihrer Erzählungen machen. Immerhin weiß man dann am besten, worüber man schreibt. Manchmal ist es aber auch hochinteressant und lehrreich, einmal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und fremde Bräuche und Kulturen zu entdecken. Denn dann sind sie auf einmal vielleicht gar nicht mehr so fremd...

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