Freitag, 9. Mai 2014

Von Querulanten und ihren Streichen (Teil II)

Weiterhin im Interview: Karl Jung, 75 Jahre, Oberstudienrat a.D. aus München und Nebenfigur des Romans „Verliebt und zugenäht!“ (Teil I des Interviews vorgestern)

Aber die Lautstärke Ihrer Nachbarin ist nicht das einzige Problem zwischen Ihnen, oder?

Mitnichten. Schön wär’s. Diese Frau hat einfach zu viel Zeit. Ich weiß überhaupt nicht, wo sie die hernimmt. Schließlich macht sie diesen furchtbaren Kampfsport, von dem man in unserem Alter wirklich die Finger lassen sollte.

Woher wissen Sie denn das?

Das hat sie mir selbst gesagt, als sie mir bei einer Auseinandersetzung mit ihrer Kampfkunst gedroht hat. Da habe ich wirklich gedacht, sie greift mich jetzt tatsächlich an.

Und worum ging es?

Eigentlich war das keine große Sache. Ich hatte ihr nur gesagt, dass das Treppenhaus jeweils am Donnerstag vormittag gesäubert werden sollte, da anderenfalls die Intervalle zwischen den Putzvorgängen zu sehr variieren würden. Jeder Mieter muss nämlich reihum ein Mal in der Woche das Treppenhaus reinigen. Das geht nach Kalenderwochen. Wenn aber der eine diese Aufgabe am Anfang der Woche erledigt und der nächste erst Ende der nächsten Woche, dann liegt dazwischen eine Zeitspanne von fast zwei Wochen. Und zwischen den nächsten zwei Putzvorgängen eventuell nur ein paar Tage. Das führt zu erheblichen Unregelmäßigkeiten.

Frau Lechner putzt also nicht richtig?

So kann man das nicht sagen. An der Sauberkeit ist nichts zu beanstanden. Nur die Zeiträume könnte man erheblich optimieren. Und dafür sind Absprachen nötig. Aber Frau Lechner sperrt sich gegen jede Art von Regelung. Sie behauptet, sie könnte sich dabei nicht auf einen bestimmten Wochentag festlegen, da sie nie genau wüsste, wann sie zu Hause sei.

Fortsetzung folgt...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen