Sonntag, 17. Mai 2020

Pünktchen & Anton und Corona

Systemrelevanz mal anders

Auch Erich Kästners Freunde Pünktchen und Anton hätten es in einer Coronakrise nicht gerade leicht. Allerdings würde die Arm-Reich-Kluft, die den bekannten Kinderroman ursprünglich ausmacht, durch das Virus unter Umständen ein wenig relativiert.
Anton Gast und seine kranke Mutter leben am Existenzminimum, wobei der Junge die beiden durch Arbeiten und Betteln mit Müh und Not über Wasser hält. Ob er unter Coronabedingungen überhaupt irgendwo arbeiten könnte, ist fraglich. Und auch die Frage, ob in einer solchen Krise genügend spendenfreudige Menschen auf der Straße unterwegs sind, bei denen man wenigstens ein wenig Geld erbetteln kann, könnte heutzutage wahrscheinlich nur jemand erschöpfend beantworten, der es selbst erlebt hat.
Pünktchen, Tochter aus reichem Fabrikantenhause, hätte also auch in der Coronakrise allen Grund, ihrem mittellosen Freund finanziell unter die Arme greifen zu wollen. Ob das allerdings gelingen würde, ist ebenso fraglich. Denn auch für das Mädchen wäre es in Coronazeiten sicher deutlich schwieriger, Geld aufzutreiben.
Und wie gut die väterliche Spazierstockfabrik die Krise überstehen würde, stünde ebenfalls in den Sternen. Zumal sie wahrscheinlich keinesfalls systemrelevant wäre und für Krisenverhältnisse absolute Luxusgegenstände herstellt. Wer kauft schon einen Spazierstock, wenn er Angst um seinen Verdienst und die Versorgung mit Lebensmitteln haben muss? Andererseits war Spazieren während der strengen Ausgangsbeschränkung eine der wenigen Freizeitbeschäftigungen, die erlaubt waren. Also eventuell doch systemrelevant?
Pünktchen und Anton würden sich demnach mit ihren Sorgen und Problemen unter Umständen noch näher kommen, was ihre Freundschaft eventuell intensivieren könnte. Allerdings hätten sie es ohne Pünktchens finanziell stabiles Elternhaus sicher auch noch deutlich schwerer…
Weiter geht’s in Kürze mit Faust!

 

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