Die Deutschen in „Der Markisenmann“
Die Deutschen mussten sich vorgestern in Stuttgart den Spaniern geschlagen geben und in Jan Weilers „Der Markisenmann“ einen ungewöhnlichen Sommer im Ruhrgebiet verbringen:
Was wissen wir schon über unsere Eltern? Meistens viel weniger, als wir denken. Und manchmal gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat ihren Vater Ronald noch nie gesehen, als sie von ihrer Mutter über die Sommerferien zu ihm abgeschoben wird. Der fremde Mann erweist sich auf Anhieb nicht nur als ziemlich seltsam, sondern auch als der erfolgloseste Vertreter der Welt. Aber als sie ihm hilft, seine fürchterlichen Markisen im knallharten Haustürgeschäft zu verkaufen, verändert sich das Leben von Vater und Tochter für immer.
Überraschend und deshalb besonders schön für mich waren an dieser tiefgründigen und trotzdem unterhaltsamen Geschichte das atmosphärische Sommerflair des Ruhrgebiets und der zauberhafte Charme eigentlich sonderbarer Außenseiter, wie Ronalds Kneipenkumpels Lütz, Achim und Oktopus – rundum eine gelungene Mischung aus Witz und Melancholie.
Ein Buch über das Erwachsenwerden und das Altern, über die Geheimnisse in unseren Familien, über Schuld und Verantwortung und das orange-gelbe Flimmern an Sommerabenden, wie gemacht für ein neues deutsches Sommermärchen…