Montag, 18. Juni 2018

Von Onkel Tom und der Nächstenliebe

Die Geschichte vom Schicksal des Onkel Tom war eines der Bücher, die mich in meiner Jugend besonders beeindruckt haben. Der Sklave Tom aus Harriet Beecher Stowes Roman „Onkel Toms Hütte“ vereint viele positive Eigenschaften in sich. Er ist gutmütig und fromm und kann keiner Fliege etwas zu leide tun. Obwohl ihm im Laufe seines Lebens viel Leid geschieht, wird er nicht verbittert und sinnt nicht auf Rache. Das beweist enorme menschliche Größe.
Selbst unter dem hartherzigen und brutalen Baumwollplantagenbesitzer Legree, der von sich sagt, dass bei ihm kein Sklave länger als sechs Jahre lebt, bleibt Tom seinen christlichen Werten treu. Als er Aufseher werden und andere züchtigen soll, weigert er sich, obwohl er daraufhin natürlich selber schwer misshandelt wird.
Durch seine praktizierte christliche Nächstenliebe übt Tom auch einen positiven Einfluss auf andere aus, was ihn zusätzlich zu einer charakterlich herausragenden Figur macht. Und selbst im Angesicht des Todes weicht er von seiner aufrechten Haltung nicht ab und stirbt schließlich, weil er andere nicht verraten will und sich selbst nicht verleugnen.
Im Gegensatz zu Quentin Tarantinos Filmheld, dem Sklaven Django, sinnt Onkel Tom zu keinem Zeitpunkt seines Leidenswegs auf Rache oder denkt an Flucht. Sein Widerstand besteht daraus, dass er sein Denken und Handeln ganz auf seine menschlichen Überzeugungen und christlichen Werten ausrichtet. Das bezahlt er mit seinem Leben.
Natürlich wäre Toms Haltung und sein moralisch einwandfreies Verhalten ein ziemlich hehres Ziel für jeden von uns. Und die Verhältnisse unseres Lebens sind wohl auch kaum mit seinen zu vergleichen. Trotzdem kann man sich, wie ich finde, in Zeiten von wachsendem Rassismus und Egoismus auch ab und zu mal wieder an ihn erinnern.