Mittwoch, 26. November 2014

In welche bekannte Literaturfigur könntest du dich verlieben und warum?

Mit dem Verlieben ist das so eine Sache. Je älter man wird desto schwieriger wird es. Nicht nur in der Realität, sondern auch in der Fiktion. Habe ich mich in jungen Jahren nahezu in jeden Helden meiner zahlreichen Mädchenbücher verliebt oder zumindest für ihn geschwärmt, so passiert mir das heute, mit vierzig, nicht mehr. Vielleicht sind auch die männlichen Protagonisten meiner momentanen Lektüre nicht mehr so gut zum Verlieben geeignet. Oder das Verlieben wird einfach schwerer mit den Jahren.
Letzteres erscheint mir, auch aufgrund meiner Erfahrungen im realen Leben, wahrscheinlicher. Trotzdem finde ich die Frage nach einer Literaturfigur, die so richtig zum Verlieben ist, interessant und habe mir meine Gedanken darüber gemacht. Und eine, die ich als Mädchen zum Verlieben fand, würde vielleicht auch heute noch die wichtigsten Kriterien erfüllen – Professor Jokus von Pokus aus Erich Kästners „Der kleine Mann“.
Jokus von Pokus hat verschiedene attraktive Eigenschaften, die ich vermutlich auch heute noch ansprechend fände, wenn ich ihm begegnen würde. Er ist von Beruf Zauberer und dabei extrem kreativ und erfolgreich. Den Unterhaltungswert eines Zauberers stelle ich mir auch im Privatleben ziemlich groß vor, abgesehen davon, dass es einfach ein ausgefallener und vermutlich auch interessanter Beruf ist.
Dazu kommt, dass Jokus ganz offensichtlich eine recht ausgeprägte soziale Ader besitzt, denn sonst würde er den kleinen Mann vermutlich nicht sofort zu sich nehmen, als dessen Eltern sterben. Im Umgang mit ihm zeigt er nicht nur Einfühlungsvermögen, sondern auch die nötige Strenge, was seine Eignung zum Vater gemeinsamer Kinder unter Beweis stellt.
Er sieht gut aus, ist immer gut gekleidet und in den meisten Bereichen des Lebens äußerst souverän. Trotzdem kann er auch Gefühle zeigen und seine Leidenschaften ausleben. Alles in allem ein Mann zum Verlieben. Oder gibt es vielleicht in der weiten Welt der Bücher noch einen, der sich besser dafür eignet? Ich bin immer für Anregungen dankbar.
Mein Kandidat für den Posten eines Bücherhelden zum Verlieben: Jokus von Pokus. Und Deiner?

Freitag, 21. November 2014

Welche bekannte Literaturfigur wird deiner Meinung nach oft unterschätzt und warum?

Auch diese Frage zu beantworten ist nicht ganz leicht. Irgendwie wird ja jede Literaturfigur ein bisschen unterschätzt, weil sie lediglich Fiktion ist. Warum soll man sich mit einer bloßen Erfindung auch großartig auseinandersetzen? Die Fragestellungen dieses Blogs leben jedoch davon, dass Literaturfiguren ein wenig wie reale Personen behandelt werden. Also ist auch die Frage nach Unterschätzung ebenso legitim wie alle anderen.
Beim Blick in mein Bücherregal fiel mir ein Buch auf, dass ich vor langer Zeit gelesen habe: „Aus dem Leben eines Taugenichts“ von Joseph von Eichendorff. Schon der Titel der Novelle hört sich so an, als würde selbst der Autor seinen Helden unterschätzen. „Taugenichts“ ist schließlich eine sehr abwertende Bezeichnung – in unserer heutigen Leistungsgesellschaft, aber auch zur Zeit Eichendorffs.
Der Taugenichts wird von seinem Vater so genannt, weil er nicht arbeitet, sondern nur Musik macht. Er ist ein (Lebens-)Künstler und Romantiker. Diese Menschen werden auch heute gerne mal unterschätzt, weil man meint, dass sie die falschen Maßstäbe hätten. Schließlich zählen Erfolg und Leistung.
Der Taugenichts aber blickt optimistisch und mutig in die Zukunft und läßt das Leben wander- und abenteuerlustig auf sich zukommen. Ist das so falsch? Eigentlich ist diese Einstellung doch auch in schwierigen Zeiten die beste, die man haben kann. Wir können also auch heute vom Taugenichts eigentlich so einiges lernen.
Er strebt nach Individualität und Freiheit und distanziert sich von den vorgegebenen Verhaltensmustern der arbeitenden bürgerlichen Gesellschaft. Auch diese Werte halte ich für durchaus erstrebenswert. Vielleicht sollten wir sie auch heutzutage ab und zu ein wenig mehr beherzigen und uns am Taugenichts ein Beispiel nehmen. Freiheitsliebe, Mut und Optimismus sind nämlich durchaus Eigenschaften, auf die man auch ohne Künstlerleben und Wanderschaft Wert legen kann.
Ich weiß nicht, ob der Taugenichts tatsächlich zu oft unterschätzt wird. Ich weiß nur, dass es sich um eine Figur handelt, von der heutzutage, im Zeitalter von Harry Potter und Kommissar Kluftinger, nicht mehr die Rede ist. Deshalb habe ich ihn hier mal wieder zur Sprache gebracht.
Mein Kandidat für den Posten eines oft unterschätzten Bücherhelden: Der Taugenichts. Und Deiner?

Freitag, 14. November 2014

Welche bekannte Literaturfigur wird deiner Meinung nach oft überschätzt und warum?

An diese Frage habe ich mich bis jetzt noch nicht so recht herangetraut. Schließlich beinhaltet das Prädikat „überschätzt“ auch irgendwie eine Abwertung dieser Figur. Denn wer als überschätzt gilt, bietet jedenfalls nicht so viel wie man eigentlich von ihm erwartet. Dieses Urteil wollte ich eigentlich keiner der mir bekannten Literaturfiguren antun.
Trotzdem fand ich die Frage interessant und konnte nicht umhin, sie mir immer wieder zu stellen. In diesem Zusammenhang fiel mir auf, dass jemand oder etwas vielleicht nicht unbedingt durch die eigene Unzulänglichkeit, sondern eher durch den falschen Umgang seiner Umwelt überschätzt wird. Die Überschätzung sagt also weniger etwas über seine Qualität als vielmehr über einen eventuell falschen Umgang damit aus.
Nachdem ich das erkannt habe, konnte ich mir über die oben gestellte Frage noch einmal völlig neu Gedanken machen. Und da fiel mir auf, dass es eine Literaturfigur gibt, um die mir des Öfteren ein bisschen zu viel Wind gemacht wird – der kleine Prinz aus dem gleichnamigen Buch von Antoine de Saint-Exupéry.
Auch ich habe seinerzeit den kleinen Prinzen sehr gerne gelesen. Und auch ich finde, dass Aussagen wie „man sieht nur mit dem Herzen gut“ oder „du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast“ durchaus ihre Berechtigung haben. Sicherlich steckt in dem, was der kleinen Prinz und seine Freunde im Laufe der Geschichte von sich geben, viel Wahres und auch einiges, was wir uns immer wieder bewusst machen sollten.
Trotzdem ist es für mich ein klarer Fall von Überschätzung, dass mich die tiefschürfende Sätze des Buches inzwischen von jedem Kartenständer und jeder Bildergalerie angrinsen. Ganz abgesehen von diversen Kalendern, unzähligen Lebensweisheiten-Büchlein und ebenso vielen anderen Artikeln, die mit dem kleinen Prinzen so gar nichts zu tun haben. Oder muss ich meinen Kaffee aus einer Tasse trinken oder meinen Schuh auf einer Fußmatte abstreifen, auf der mir dieser Prinz die Welt erklärt?
Vermutlich wollte der Autor seine Leser nicht unbedingt mit erhobenem Zeigefinger maßregeln. Doch tut es den zentralen Aussagen des Buches meiner Meinung nicht unbedingt gut, wenn man mit ihnen bei jeder Gelegenheit um sich wirft. Ein klarer Fall von Zuviel-des-Guten beziehungsweise Überschätzung, oder?
Mein Kandidat für den Posten eines oft überschätzten Bücherhelden: Der kleine Prinz. Und Deiner?

Dienstag, 4. November 2014

Welche bekannte Literaturfigur durchläuft deiner Meinung nach eine besonders positive Entwicklung?

Das mit der positiven Entwicklung einer Literaturfigur ist schon einfacher als das mit der negativen, möchte man meinen. Doch bei den vielen Protagonisten, die sich zum besseren verändern, muss man erst einmal einen finden, der aus der Masse in irgendeiner Weise heraussticht. Für wen man sich dabei entscheidet, ist sicher von Leser zu Leser sehr unterschiedlich.
Meine Wahl fiel nach einigem Überlegen auf Ebenezer Scrooge  aus Charles Dickens‘ „A Christmas Carol“. Zu Beginn der Geschichte wird er als kalt, geizig und habgierig beschrieben. Er bezeichnet Weihnachten als „Humbug“, spendet nichts für die Armen, sondern beleidigt sie, und will mit anderen Menschen so wenig wie möglich zu tun haben.
Doch schon der „Geist der vergangenen Weihnacht“ bringt Scrooge zumindest dazu, Gefühle zu zeigen. Da ihm bewusst wird, dass er in seinem Leben einige Weichen anders hätte stellen und andere Entscheidungen hätte treffen können. Diese Erkenntnis erschüttert ihn so sehr, dass er keine weiteren Szenen aus seiner Vergangenheit ertragen kann.
Der „Geist der diesjährigen Weihnachtsnacht“ bringt Scrooge schließlich schon dazu, Mitleid zu zeigen, als er ihm das Weihnachten seines Angestellten und dessen krankem Sohn vorführt. Außerdem läßt er ihn ihm die Erkenntnis reifen, dass man auch mit wenig Geld sehr glücklich sein kann und dass Freunde einem dabei helfen können.
Der „Geist der zukünftigen Weihnacht“ bringt Ebenezer zu einem Weihnachten, an dem er selbst nicht mehr lebt, was für alle eine Freude zu sein scheint. Das findet Scrooge so schrecklich, dass ihm bewusst wird, wie unbeliebt er ist. Und diese Erkenntnis bringt ihn endlich dazu, seine Einstellung tatsächlich zu hinterfragen, was er vorher nie getan hat.
Als er am nächsten Morgen merkt, dass er sein Leben immer noch ändern kann, beschließt er eine völlige Kehrtwendung in seinem Leben, die er auch sofort in die Tat umsetzt. Er beschenkt die Familie seines Angestellten, spendet für die Armen und feiert mit seinen Verwandten Weihnachten. Darüber, dass er auch in Zukunft nach seinen guten Vorsätzen handeln wird, besteht kein Zweifel.
Mein Kandidat für den Posten eines sich positiv entwickelnden Bücherhelden: Ebenezer Scrooge. Und Deiner?