Montag, 30. November 2015

Vom Bücherhelden-Adventskalender

Advent, Advent...
Morgen geht es endlich wieder los mit dem Bücherhelden-Adventskalender!

Ab 1. Dezember findet Ihr, wie in den letzten Jahren, in meinem Blog wieder jeden Tag eine Frage zu berühmten Literaturfiguren. Einige Buchstaben der richtigen Antworten ergeben dann in der angegebenen Reihenfolge an Weihnachten einen Ausspruch über einen sehr bekannten Bücherhelden.
 
Viel Spaß beim Türchen-Öffnen!

Sonntag, 29. November 2015

Von der perfekten Hauptfigur und ihren Eigenschaften (2)

Welche Charaktereigenschaften hat die perfekte Hauptfigur? Das ist natürlich in dieser allgemeinen Form nicht zu beantworten. Immerhin gibt es die „guten“ und die „bösen“ Protagonisten, von denen sicher weder die einen noch die anderen die besseren Romanfiguren sind. Doch genau da ist man als Schriftsteller an einem Punkt, wo man durchaus allgemeine Aussagen über die charakterliche Perfektion einer Figur treffen kann.
Zumindest ich glaube, dass es eine paar Eckdaten gibt, die einen gut konzeptionierten Protagonisten ausmachen. Und da kommt die Gut-Böse-Einteilung ins Spiel. Kein echter Mensch ist ausschließlich gut oder nur böse. Deshalb sollte auch eine realistisch entworfene Romanfigur nie nur das eine oder lediglich das andere sein. Die perfekte Figur ist also, meiner Meinung nach, beides.
Dabei geht es auch um den Begriff „Ambivalenz“. Eine Figur, die zu eindimensional daherkommt, wird für jeden Leser sehr schnell langweilig. Bei einem solchen Protagonisten weiß man nach kürzester Zeit, wie er tickt, und infolgedessen auch, wie er auf bestimmte Situationen reagieren wird. Eine eindimensionale Figur hält für den Leser demnach keinerlei Überraschungen bereit.
Ist ein Protagonist jedoch ambivalent, so kann er sich auch einmal untypisch oder unerwartet verhalten. Das bringt nicht nur Überraschungen für den Leser, sondern auch ungeahnte Möglichkeiten für den Autor mit sich. Die Geschichte wird interessanter und vielfältiger. Trotzdem darf natürlich die Logik des Charakters nicht vollkommen verloren gehen. Die Motivationen der Figuren müssen realistisch bleiben, wenn die Vorgänge in der Geschichte glaubwürdig und damit nachvollziehbar sein sollen.
Schwarz-Weiß-Malerei ist also, meiner Meinung nach, nicht der richtige Weg bei der Konzeption von Literaturfiguren. Je vielschichtiger ein Charakter desto realistischer und interessanter ist er. Das ist mit Sicherheit nichts Neues, doch wir Schriftsteller können es uns beim Entwurf unserer Protagonisten nicht oft genug ins Gedächtnis rufen…

Sonntag, 22. November 2015

Von der perfekten Hauptfigur und ihren Eigenschaften (1)

Wenn Geschlecht und Name unserer Hauptfigur feststehen, können wir Schriftsteller eigentlich schon loslegen. Wären da nicht noch ein paar andere Eigenschaften, die man vielleicht doch vor Beginn des Schreibens wissen sollte. Schließlich besteht kein Mensch und damit auch kein Protagonist nur aus Geschlecht und Namen.
Die Frage nach den Eigenschaften einer Figur lässt sich in zwei Hauptaspekte aufteilen - die inneren und die äußeren Eigenschaften. Die äußeren Eigenschaften, also das Aussehen kann man zunächst einmal zurückstellen. Ja, ich würde sogar behaupten, es wäre durchaus möglich, einen guten Roman zu schreiben, ohne ein einziges Mal explizit auf das Aussehen der Hauptfigur einzugehen. Trotzdem werde ich auf die Aspekte des Aussehens an anderer Stelle noch einmal gesondert zurückkommen.
Was die inneren Eigenschaften einer Figur betrifft, so sind sie von größerer Bedeutung. Mit ihnen steht und fällt eine Geschichte. Denn der Verlauf der Ereignisse wird unter anderem von den Eigenschaften der Hauptfigur beeinflusst. Natürlich spielen auch äußere Bedingungen eine Rolle. Doch wie damit umgegangen wird, bestimmt der Protagonist und folglich unsere Konzeption seiner Person.
Ob die charakterlichen Eigenschaften, die wir ihm andichten, etwas mit seinem Geschlecht zu tun haben, bleibt fraglich. So mancher wird vermutlich der Meinung sein, dass eine Figur unabhängig von ihrem Geschlecht jede Eigenschaft bekommen kann. Ich bin mir da nicht so sicher. Das jedoch war hier an anderer Stelle schon Thema (siehe November 2015).
Was auch interessant ist, ist die Frage, ob die Eigenschaften einer Hauptfigur etwas mit den Eigenschaften ihres Erfinders zu tun haben. Dichten wir Autoren unseren Protagonisten gerne unsere eigenen Stärken und Schwächen an? Oder bedienen wir uns lieber beim genauen Gegenteil? Oder existieren unsere Figuren vollkommen unabhängig von unserem eigenen Charakter?
Vor kurzem las ich auf einer Meinungsseite im Internet, dass Schriftstellerinnen ihren Protagonistinnen gerne ihre eigenen Problemchen aufs Auge drücken würden. Zumindest war das der Eindruck der Schreiberin. Das sogenannte „Alter Ego“ kommt hier ins Spiel. Natürlich ist es einfacher, möglichst viele eigene Erfahrungen in einen Roman einfließen zu lassen. Und so ganz ist vermutlich kein Autor gefeit davor.
Doch im Falle eines „Abziehbilds der eigenen Persönlichkeit“ läuft man Gefahr, den nötigen Abstand zur Figur zu verlieren. Oder ist es gerade gut, seiner Hauptfigur innerlich möglichst nah zu sein? Diese Fragen lassen sich vermutlich nie abschließend klären. Doch ich würde mich über Meinungen und Anregungen dazu sehr freuen. Als Schriftsteller kann man nämlich nie genug Impulse von außen bekommen…

Sonntag, 15. November 2015

Von der perfekten Hauptfigur und ihrem Namen

Wenn die Frage nach dem Geschlecht der Hauptfigur geklärt ist, stellt sich vermutlich als nächstes die nach ihrem Namen. Es kann vorkommen, dass man als Autor den Namen des Protagonisten in dem Moment weiß, wo man die Idee für diese Figur hat. Manche Figuren heißen von Anfang an automatisch so wie sie heißen und können auch gar keinen anderen Namen tragen.
Doch was macht man, wenn sich der Name einer Hauptfigur nicht sofort aufdrängt? Dann muss man auf die Suche gehen. Und das muss man möglichst bald machen, denn eine Geschichte mit einem namenlosen Protagonisten zu entwickeln ist genauso schwer wie ein namenloses Kind zu haben. Vom Zeitpunkt der Geburt sollte es einen konkreten Namen geben, auch bei einer Romanfigur.
Vermutlich reicht zunächst der Vorname. Manche Protagonisten kommen einen ganzen Roman lang ohne einen Nachnamen aus. Doch ohne den Vornamen wird es schwierig. Und wie findet man den, wenn er nicht von allein auf einen zukommt? Eine Möglichkeit besteht darin, Namenslisten zu durchstöbern. Was werdenden Eltern hilft, kann schließlich auch für so manchen Schriftsteller ein Ideenlieferant sein.
Bei der Auswahl wird man vermutlich auch das Image in Betracht ziehen, das der eine oder andere Vorname zweifellos hat. Zu diesem Thema habe ich in diesem Blog bereits vor einiger Zeit etwas geschrieben (siehe September 2013). Was allerdings wahrscheinlich von noch größerer Bedeutung ist, ist das Image eines Namens beim Autor selbst. Jeder verbindet aufgrund eigener Erfahrung eher Gutes oder eher Schlechtes mit dem einen oder anderen Vornamen. Oft spielen auch Namensträger, die man persönlich kennt, eine große Rolle.
Am Ende bleibt einem nichts anderes übrig, als das eigene Gefühl entscheiden zu lassen. Um verschiedene Möglichkeiten zu finden, können Listen oder der eigene Bekanntenkreis eine Hilfe sein. Um zu erfahren, welcher Namen wirklich zu meiner Figur passt, kann ich mich nur auf mich selbst verlassen. Und vielleicht ist es ja am Ende so wie bei uns Menschen. Irgendwann gehört der Name so untrennbar zu uns, dass wir uns keinen anderen mehr vorstellen können.
Und falls man als Autor doch irgendwann merkt, dass ein Name nicht ganz so gut passt, haben wir im Gegensatz zu Eltern immer noch die Möglichkeit, ihn zu ändern. Zumindest solange das Buch noch nicht erschienen ist. In diesem Fall hat so ein Computer-Schreibprogramm eine äußerst praktische Funktion, bei der man einfach ein bestimmtes Wort an jeder Stelle durch ein anderes ersetzt. Und innerhalb weniger Sekunden ist unsere Figur umgetauft. Ganz einfach.

Montag, 9. November 2015

Von der perfekten Hauptfigur und ihrem Geschlecht (2)

Zur Frage nach dem Geschlecht der perfekten Hauptfigur oder, besser gesagt, nach dem perfekten Geschlecht einer Hauptfigur, gibt es allerdings noch einen weiteren Aspekt, den man berücksichtigen sollte. Dabei handelt es sich um die potentiellen Leser beziehungsweise Leserinnen. Denn nicht nur der Autor sondern auch der Rezipient spielt bei der Entstehung einer Geschichte eine Rolle.
Für die Bücherbranche, also alle die, für die Bücher in erster Linie ein Geschäft sind, spielen die potentiellen Rezipienten sogar eine besonders wichtige Rolle. Denn ohne Leser verkauft man keine Bücher. Also fragt man sich am besten schon bevor man ein Buch verlegt oder ins Regal der Buchhandlung stellt, ob und an wen es sich wohl verkaufen wird. Das entscheidende Stichwort ist dabei „die Zielgruppe“.
Die Zielgruppe bei belletristischer Literatur sind in der Hauptsache die Frauen. 66 Prozent der Frauen haben im Jahr 2012 einer Allensbach-Umfrage zufolge mindestens ein Buch gekauft gegenüber 52 Prozent der Männer. Und 45 Prozent der Frauen gaben gegenüber 30 Prozent der Männer an, täglich oder mehrmals in der Woche nach einem Buch zu greifen.
Wen wundert es also, dass Verlage, Agenturen und Buchhändler sich mehr für die Leserinnen als für die Leser interessieren. Doch welches Geschlecht hat die perfekte Hauptfigur für eine weibliche Rezipientin? Muss das unbedingt eine Frau sein? Oder ist ihr sogar ein Mann lieber, um sich nicht ständig mit den eigenen Empfindungen und Vorstellungen beschäftigen zu müssen?
Das perfekte Geschlecht der perfekten Hauptfigur für den perfekten Leser gibt es vermutlich nicht. Doch gerade deshalb sollten wir, die wir an der Entstehung von Literatur auf die eine oder andere Weise beteiligt sind, uns vor zu plakativen Einteilungen hüten.
Letztendlich lässt sich sowieso nicht hundertprozentig voraussehen, wie dieses oder jenes Buch beim Leser oder der Leserin ankommen wird. Aber mit der Reduzierung aller Möglichkeiten auf die, die am wahrscheinlichsten gekauft werden, nehmen wir unserer Literatur die Vielfalt. Ich jedenfalls habe mich bei der Hauptfigur meines nächsten Romans für einen Mann entschieden. Obwohl ich eine Frau bin und obwohl die Mehrzahl meiner potentiellen Leser vermutlich auch Frauen sein werden. Mal sehen, was draus wird…

Donnerstag, 5. November 2015

Von der perfekten Hauptfigur und ihrem Geschlecht (1)

Nach der Zeit des Nicht-Schreibens kommt zwangsläufig irgendwann einmal wieder die Zeit des Schreibens, falls man den Autorenberuf nicht endgültig an den Nagel gehängt hat. Und mit der Zeit des Schreibens kommt auch wieder die Zeit der Figuren, die unsere Geschichten bevölkern. Jetzt geht es erneut darum, wie diese Protagonisten konzipiert sein müssen, um für den Leser glaubwürdig und interessant zu sein.
Zunächst einmal geht es darum, ob die Hauptfigur männlich oder weiblich sein soll. Das ergibt sich wahrscheinlich recht oft aus dem Geschlecht des Autors. Männer schreiben vermutlich lieber über Männer und Frauen über Frauen. Aber muss das so sein? Natürlich nicht. Es gibt genügend Gegenbeispiele. Rita Falk schrieb bereits einige Krimis über den Dorfpolizisten Franz Eberhofer, Theodor Fontane einen ganzen Roman über Effi Briest und Gustave Flaubert einen über Madame Bovary.
Die Frage, ob die genannten Schriftsteller ein überzeugendes Bild des jeweils anderen Geschlechts gezeichnet haben, möge jeder Leser selbst beantworten. Doch ihre Romane sind erfolgreich genug, um zu vermuten, dass es durchaus möglich ist, seine Hauptfiguren nicht ausschließlich mit dem eigenen Geschlecht zu besetzen.
Im Zusammenhang damit stellt sich die Frage, ob das Geschlecht einer Hauptfigur überhaupt austauschbar ist. Kann ich aus einer Frau so einfach einen Mann machen und umgekehrt? Abgesehen davon, dass bestimmte Themen vermutlich immer noch frauen- oder männertypisch sind, passen manche Charakterzüge wohl eher zu einer weiblichen Protagonistin und andere eher zu einem männlichen.
Es ist also wahrscheinlich, dass ein und dieselbe Geschichte von einem Mann anders erlebt wird als von einer Frau. Somit kann ich mit dem Geschlecht der Protagonisten den Verlauf einer Geschichte ziemlich beeinflussen. Oder anders herum gesagt muss ich bei der Wahl meiner Hauptfigur bedenken, wie ihre Entwicklung im Laufe des Romans sein soll. Denn entscheide ich mich für eine Frau, werden andere Situationen oder Geschehnisse glaubwürdig sein als bei einem Mann.
Trotzdem ist der Gedanke interessant, ob die Veränderung des Geschlechts der Figuren zwangsläufig eine Veränderung der gesamten Geschichte nach sich zieht. Vielleicht ändern sich ja nur einige Aspekte oder nur das Ende. Und vielleicht wird die Entwicklung auch spannender, wenn sie gegen den Strich des sonst üblichen gebürstet wird.
Was allerdings bei aller eventuell möglicher Austauschbarkeit gewahrt werden muss, ist die Glaubwürdigkeit einer Figur. Kein Leser wird sich über hunderte von Seiten gerne mit einem Protagonisten auseinandersetzen, der in seiner Persönlichkeit komplett allem widerspricht, was er aus seinem eigenen Leben und der Realität kennt.
Es bleibt also eine Gradwanderung, inwieweit man als Autor bei der Frage nach „geschlechtertypischen“ Eigenschaften und Verhaltensweisen von der üblichen Meinung abweicht oder nicht.