Mittwoch, 27. Mai 2020

Hörbe und Corona

Vom Obendrüber- und Untendrunter-Mundschutz

Ob sich ein Hutzelmann aus dem Siebengiebelwald mit dem Coronavirus infizieren könnte, wüsste wahrscheinlich nur ihr Erfinder Otfried Preußler. Leider können wir ihn nicht mehr fragen.
Sollte das Virus allerdings auch für Hörbe und seine Freunde eine Gefahr darstellen, hätten sie vermutlich etwas, das im Kampf gegen eine Ansteckung von großem Nutzen sein kann. Wahrscheinlich hat sogar in den vergangenen Wochen hierzulande schon der eine oder andere eine ähnliche Konstruktion in Erwägung gezogen.
Denn wie der aufmerksame Hörbe-Leser weiß, hat der Hutzelmann einen Obendrüber- und einen Untendrunterhut, die er übereinander trägt und für unterschiedlichste Situationen wahlweise zusammen oder getrennt nutzen kann. Frei nach dem Motto „doppelt genäht hält besser“.
Da das doppelte Hutsystem für Hutzelmann Hörbe auf seiner Wanderschaft nicht nur einmal zum Lebensretter wird, kann man sich vorstellen, dass auch eine Corona-Abwandlung des Konzepts in Krisenzeiten hilfreich sein könnte. So könnte man der Angst vor Ansteckung sicher auch mit einem Obendrüber- und einem Untendrunter-Mundschutz begegnen.
Diejenigen, die seit Wochen kritisieren, dass die meisten Materialien handelsüblicher Masken zu dünn sind und zu wenig Schutz vor einer ausgestoßenen Virenwolke bieten, müssten logischerweise eine solche Doppelvariante begrüßen. Das beweist mal wieder, dass man von Kinderbuch-Helden für alle Lebenslagen so einiges lernen kann…
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Donnerstag, 21. Mai 2020

Faust und Corona

Gretchenfrage 2.0

Obwohl viele Menschen das Coronavirus sicher als „Teufelszeug“ bezeichnen würden, könnte es den Pakt zwischen Goethes Faust und Mephisto wahrscheinlich entscheidend behindern. Da Heinrich Faust als Gegenleistung für den Verkauf seiner Seele vom Teufel die Zuneigung der jungen Margarete (Gretchen) fordert, würde sich selbst Mephisto mit seinem Wetteinsatz in der Pandemie schwerer tun als unter Normalbedingungen.
Zunächst einmal lautete die weltberühmte „Gretchenfrage“ in Krisenzeiten wohl nicht Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?“. Denn vermutlich gäbe es wichtigere Themen zu besprechen. Margarete würde Faust wohl eher zu Beginn der Liaison Fragen stellen wie „Hast du es schon gehabt?“, „Bist du getestet?“, „Wie hast du’s mit der Ausgangsbeschränkung?“, „Kannst du mir Hefe besorgen?“ oder „Wo ist dein Mundschutz?“
Außerdem kann sich unter coronabedingten Abstandsvorgaben wohl kaum so schnell eine Tragödie entwickeln, wie Goethe sie in seinem Drama beschreibt. Immerhin wäre es mit zwei Meter Abstand wohl kaum sofort zu einem Kuss zwischen Faust und Margarete und damit nicht zum Sex und damit nicht zur Schwangerschaft und damit nicht zum Kindsmord und damit nicht zur Verhaftung Gretchens und in der Folge nicht zu ihrem Tod gekommen.
In Zeiten von Corona ist es vermutlich deutlich schwerer eine neue Bekanntschaft zu verführen als in virusfreien Zeiten. Immerhin gibt es da außer den allseits bekannten Hinderungsgründen für einen One-Night-Stand (wie Aids, Schwangerschaft, Syphilis, etc.) auch noch das Gegenargument Corona, was den meisten zumindest momentan deutlich mehr Angst einjagt als alle anderen unangenehmen "Nebenwirkungen".
Corona hätte also unter Umständen Goethes Gretchen, wie auch schon dem jungen Werther (siehe Artikel vom 12.Mai 2020), das Leben gerettet.
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Sonntag, 17. Mai 2020

Pünktchen & Anton und Corona

Systemrelevanz mal anders

Auch Erich Kästners Freunde Pünktchen und Anton hätten es in einer Coronakrise nicht gerade leicht. Allerdings würde die Arm-Reich-Kluft, die den bekannten Kinderroman ursprünglich ausmacht, durch das Virus unter Umständen ein wenig relativiert.
Anton Gast und seine kranke Mutter leben am Existenzminimum, wobei der Junge die beiden durch Arbeiten und Betteln mit Müh und Not über Wasser hält. Ob er unter Coronabedingungen überhaupt irgendwo arbeiten könnte, ist fraglich. Und auch die Frage, ob in einer solchen Krise genügend spendenfreudige Menschen auf der Straße unterwegs sind, bei denen man wenigstens ein wenig Geld erbetteln kann, könnte heutzutage wahrscheinlich nur jemand erschöpfend beantworten, der es selbst erlebt hat.
Pünktchen, Tochter aus reichem Fabrikantenhause, hätte also auch in der Coronakrise allen Grund, ihrem mittellosen Freund finanziell unter die Arme greifen zu wollen. Ob das allerdings gelingen würde, ist ebenso fraglich. Denn auch für das Mädchen wäre es in Coronazeiten sicher deutlich schwieriger, Geld aufzutreiben.
Und wie gut die väterliche Spazierstockfabrik die Krise überstehen würde, stünde ebenfalls in den Sternen. Zumal sie wahrscheinlich keinesfalls systemrelevant wäre und für Krisenverhältnisse absolute Luxusgegenstände herstellt. Wer kauft schon einen Spazierstock, wenn er Angst um seinen Verdienst und die Versorgung mit Lebensmitteln haben muss? Andererseits war Spazieren während der strengen Ausgangsbeschränkung eine der wenigen Freizeitbeschäftigungen, die erlaubt waren. Also eventuell doch systemrelevant?
Pünktchen und Anton würden sich demnach mit ihren Sorgen und Problemen unter Umständen noch näher kommen, was ihre Freundschaft eventuell intensivieren könnte. Allerdings hätten sie es ohne Pünktchens finanziell stabiles Elternhaus sicher auch noch deutlich schwerer…
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Dienstag, 12. Mai 2020

Der junge Werther und Corona

#Zuhausebleiben als Chance

Wie sich eine Coronakrise heutigen Ausmaßes auf das Schicksal von Goethes Werther ausgewirkt hätte, kann man nur vermuten. Doch im Vergleich zu anderen Protagonisten der Weltliteratur hätte der Rechtspraktikant gute Chancen, durch das Virus ein besseres Schicksal davonzutragen als in Goethes ursprünglichem Briefroman. Das allerdings ist bei dem äußerst tragischen Ende Werthers, nämlich Selbstmord, auch keine Kunst…
Eine Coronakrise mit umfangreichen Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperre würde sich vermutlich für Werther durchaus positiv auswirken, auch wenn er das sicher nicht so empfinden würde. Da seine Angebetete Lotte mit ihm zu keinem Zeitpunkt in einem Haushalt lebt, müssten sich die Kontaktmöglichkeiten auf ein Minimum beschränken oder würden zeitweise sogar ganz wegfallen. Falls sich die beiden sehen könnten, würde es aufgrund des geforderten Abstands weder zu Berührungen noch zu Küssen oder ähnlichem kommen.
Da aber derart intime Begegnungen mit Lotte im Roman wiederholt dazu führen, dass sich Werther immer mehr in seine unglückliche Liebe hineinsteigert (was letztendlich zu seinem Selbstmord führt), würde eine Coronakrise vermutlich sein Leben retten. Ohne den regelmäßigen Kontakt zu Lotte (zumal ohne Telefon, Handy, WhatsApp, etc.) würden sich seine Sehnsucht und die daraus resultierende Depression wohl mit der Zeit wieder legen und er dadurch zurück ins Leben finden. Da würde sich dann tatsächlich der allseits bekannte Spruch bewahrheiten, dass alles Schlechte auch etwas Gutes an sich hat…
Weiter geht’s in Kürze mit Pünktchen und Anton!

Freitag, 8. Mai 2020

Rotkäppchen und Corona

Damit ich dich besser anstecken kann!

„Was wäre, wenn…“ ist ein Spiel, das ab und zu ganz unterhaltsam sein kann. Auch beim Grimmschen Märchen vom Rotkäppchen kann man ganz gut die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten durchspielen, die ein Setting in der Coronakrise bieten würde.
Zunächst würde Rotkäppchen in Zeiten des Virus vermutlich überhaupt nicht von seiner Mutter zur Großmutter geschickt werden, da von Experten aufgrund eines schwerwiegenderen Krankheitsverlaufs bei älteren Menschen dringend von einem Besuch der Enkel bei den Großeltern abgeraten wird. Wein und Kuchen würden also wahrscheinlich von der Mutter selbst zur Oma gebracht, was ein Zusammentreffen mit dem Wolf verhindern würde. Denn die Mutter weiß laut Gebrüder Grimm sehr genau um die Gefahren beim Verlassen der Wege und warnt Rotkäppchen ausdrücklich vor dem Wolf.
Würde das Mädchen jedoch trotzdem zur Großmutter geschickt, zum Beispiel weil es die Lebensmittel nur vor die Tür legen und in Zeiten strenger Ausgangsbeschränkung einfach mal kurz aus dem Haus sein soll, sähe die Sache natürlich anders aus. Rotkäppchen würde dem Wolf vermutlich genauso von der Großmutter erzählen, was bei der Oma unweigerlich zum Gefressenwerden führen würde. Ein Wolf hat nämlich keine Angst vor Corona…
Allerdings würde Rotkäppchen den Wolf nicht im Bett der Großmutter vorfinden, so dass es eventuell unversehrt nach Hause zurückkehren könnte. Wie allerdings das Schicksal seiner Großmutter enden würde, darüber kann man nur spekulieren und bei einem Märchen darf man das ja auch…
Weiter geht’s in Kürze mit dem jungen Werther!

Mittwoch, 6. Mai 2020

Franz Eberhofer und Corona

Virus al dente

Über ihren Dorfpolizisten Franz Eberhofer sagt Rita Falk, dass er mit Herz und Blut Polizist ist. Es ist also zu vermuten, dass er in einer Coronakrise mit großem Engagement über die Einhaltung der bayerischen Schutzbestimmungen wachen würde.
So würde er es sich sicher nicht nehmen lassen, unerlaubte Versammlungen und Partys rigoros aufzulösen, sobald er davon erfahren würde. Und in einem kleinen Ort wie Niederkaltenkirchen würde er mit Sicherheit davon erfahren…
Auch die Einhaltung der Mundschutzpflicht und der notwendigen Hygienemaßnahmen in den Geschäften, wie zum Beispiel in der Metzgerei Simmerl, würde er sich ohne Zweifel auf die Fahne schreiben. Es gäbe in einer Coronakrise für Franz Eberhofer also nicht gerade wenig zu tun. Zumal er sich wahrscheinlich auch ab und zu um seine Oma kümmern müsste…
Denn Eberhofers Oma hat eine absolute Vorliebe für Schnäppchen, weswegen sie vermutlich in Krisenzeiten auch dem einen oder anderen Hamsterkauf nicht abgeneigt wäre. So müsste sich ihr Enkel eventuell wohl oder übel mit ihren Großeinkäufen an Klopapier, Mehl und Hefe herumschlagen. Dass sie vorsorglich Riesenvorräte an Fertignudeln und Doseneintopf anlegen würde, ist dagegen unwahrscheinlich. Denn gekocht wird in Krisenzeiten bei Eberhofers vermutlich trotzdem noch selbst…
Weiter geht’s übermorgen mit Rotkäppchen!

Montag, 4. Mai 2020

Pumuckl und Corona

In der dummen Quarantäne/sieht man nichts als Hobelspäne

„Vernunft hat keine Unterkunft in der Koboldszunft!“ Dieses Pumuckl-Gedicht lässt für den Kobold in einer Coronakrise nichts Gutes erahnen. Bei der Überlegung, wie es Meister Eder und seinem Pumuckl in Zeiten von Corona wohl ergehen würde, stellt sich natürlich zunächst die Frage, ob sich ein Kobold überhaupt mit dem Virus infizieren könnte.
Aus Ellis Kauts Geschichten um den kleinen Klabautermann wissen wir, dass er, solange er unsichtbar ist, gegen so ziemlich alle Krankheiten und Verletzungen immun ist. Wird er allerdings in Anwesenheit des Schreiners Eder sichtbar, so drohen ihm die gleichen Gefahren wie uns Menschen. Deshalb erkältet er sich zum Beispiel in der Folge mit dem Schnupfen oder verstaucht sich in einer anderen Geschichte den Daumen…
Folglich ist zu vermuten, dass sich der Pumuckl ebenfalls mit Corona infizieren könnte, wenn er sichtbar ist. Allerdings wird er das nur, wenn er mit dem Meister Eder allein ist, also mit der Person, mit der er in einem Haushalt lebt. Er könnte sich demnach lediglich bei dem Schreiner anstecken. Und der würde, wie wir ihn kennen, vermutlich vernünftig und diszipliniert mit den Kontakt- und Abstandsregeln umgehen. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass dem Pumuckl die eigene Unvernunft zum Verhängnis werden könnte.
Leider würde Meister Eder in Zeiten von Corona vermutlich die Schreinerei zunächst schließen müssen - im bayerischen München unter den Augen des strengen Herrn Söder allemal. Und dass er daraufhin einen Online-Dienst ins Leben rufen würde, wie so mancher Unternehmer in diesen Tagen, ist wohl eher unwahrscheinlich. Eventuell würden die Kunden ihre Aufträge telefonisch bei ihm loswerden, reparaturbedürftige Möbel vor der Werkstatt abstellen und nach Lieferung die Rechnung per Überweisung begleichen. Corona-Management analog, sozusagen…
Weiter geht’s übermorgen mit Franz Eberhofer!

Samstag, 2. Mai 2020

Madame Bovary und Corona

Arsen und Spitzenwerte

Gustave Flauberts Emma Bovary ist schon in der ursprünglichen Geschichte des Buches wirklich nicht zu beneiden. Immerhin geht es ihr in der gesamten Romanhandlung meistens nicht besonders gut, und sie endet außerdem denkbar tragisch, stirbt nämlich sehr langsam und qualvoll. Was Madame Bovary allerdings in einer Coronakrise zu erleiden hätte, mag man sich gar nicht allzu detailliert vorstellen.
Zum einen erlebt die Arztgattin in ihrem eintönigen Ehealltag lediglich etwas Abwechslung in verschiedenen Liebesaffären, die ihr bei Kontaktsperre und Ausgangsbeschränkung noch schwerer möglich wären als ohnehin in der damaligen Zeit. Sie müsste sich also mit ihrem Ehemann und der Tochter begnügen, weil sie nur mit ihnen in einem Haushalt lebt. Das allerdings würde wahrscheinlich unweigerlich zu nur noch größeren Depressionen führen, zumal ihr Mann als Arzt durch die extremen Infiziertenzahlen wahrscheinlich kaum Zeit für ihre Wünsche und Nöte haben würde.
Zum anderen flüchtete sie sich in ihrer Verzweiflung in eine extreme Luxus- und Kaufsucht, um sich wenigstens ein bisschen Freude zu gönnen. Das wäre aber in Zeiten von Corona genauso wenig möglich wie Ehebruch, da die meisten Geschäfte geschlossen wären. Vermutlich wäre Emma in Zeiten von Corona dann zur exzessiven Amazon-Kundin geworden, was sie aber vermutlich kaum aus ihrer Depression herausgeholt hätte. Der Griff zum Arsen wäre also wahrscheinlich noch früher erfolgt als ohnehin schon. Deshalb ist die Frage kaum erschöpfend zu beantworten, welches Schicksal für Madame Bovary das leichtere gewesen wäre – ein Leben mit oder ohne Corona…
Weiter geht’s übermorgen mit Pumuckl!