Ein bisschen viel für etwas, das man ausgerechnet als erstes formulieren muss, wenn man mit dem Schreiben anfängt. Praktischer wäre es, wenn ein Roman so wie eine Diplomarbeit mit einer unbedeutenden Einleitung beginnen würde. Einer Einleitung, bei der man noch nicht wirklich in die Tiefe geht, sondern erst einmal allgemein und oberflächlich zum Thema hinführt - ähnlich wie das Aufwärmen beim Sport.
Der erste Satz eines Romans darf kein „Aufwärm-Satz“ sein, keine Dehn- oder Lockerungsübung. Im Gegenteil, im besten Fall ist er gleich zu Beginn des Spiels ein Tor. Der Leser sollte idealerweise sofort gefesselt sein und wissen wollen, wie es weitergeht. Dazu reicht ein Satz natürlich nicht. Aber er bildet den Anfang. Ohne Anfang geht es auch nicht weiter.
Ich habe einmal gehört, dass Lektoren von einem neuen Manuskript gerne mal nur die erste Seite lesen. Angeblich kann man dann schon sagen, ob der Text etwas hergibt oder nicht. Und vermutlich machen es viele Leser in der Buchhandlung ebenso. Wer hat schon Zeit, beim Einkauf schnell mal ein ganzes Kapitel in Augenschein zu nehmen?
Das Problem des ersten Satzes wird uns Schriftsteller immer begleiten. Ohne ihn geht es leider nicht. Gelingt er aber gut, so erleichtert er uns auch so einiges - und zwar nicht nur eventuell den Verkauf des fertigen Buches, sondern auch schon dessen Fertigstellung. Mit dem ersten Satz geben wir uns auch selbst vor, in welche Richtung unser Schreiben gehen soll. Es lohnt sich also, über den ersten Satz etwas länger nachzudenken…
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