Sonntag, 2. August 2015

Aus dem Leben eines Schreibenichts (2)

So komisch das klingt, das Nicht-Schreiben ist für einen Schriftsteller vermutlich schwieriger als das Schreiben. Zwar gibt es beim Schreiben so unangenehme Nebenerscheinungen wie Abgabefristen, Verlagsvorgaben und Ideenengpässe, doch das ist nichts gegen die Phasen, in denen kein Werk entsteht.
Nun gut, unmittelbar nach der Fertigstellung eines Romans ist es auch mal für eine gewisse Zeit ganz okay, außer ein paar E-Mails oder Notizen nichts zu schreiben. Wenn man mal von dem Loch absieht, in das man fallen kann, wenn ein längerer Schaffensprozess sein Ende gefunden hat. Doch was kommt danach? Wie geht es weiter?
Die interessierte Frage von Freunden oder Lesern „Und? Ist das nächste Buch schon in Arbeit?“ kann erheblichen Druck erzeugen oder den bereits vorhandenen Druck ungewollt verstärken. Ganz abgesehen davon, was passiert, wenn einem diese Frage von Agentur- oder Verlagsseite gestellt wird. Welcher Autor traut sich in einem solchen Fall schon, ganz unbefangen mit einem fröhlichen „Nein“ zu antworten?
Mir zumindest fällt die Coolness bei diesem Thema ziemlich schwer. Ganz abgesehen von dem schlechten Gewissen, das man sich selbst macht, wenn man seit längerem kein Werk mehr vollendet oder gar angefangen hat. Da hat man als untätiger Autor nur zwei Möglichkeiten: Entweder lügt man dem Fragenden ganz frech ins Gesicht, was bei einem fremden Leser einfacher sein dürfte als beim eigenen Lektor und was weitere, noch viel unangenehmere Fragen nach sich ziehen kann.
Oder man setzt sich ganz schnell auf seinen Hosenboden und fängt an zu schreiben, wofür man natürlich die entsprechenden Ideen und auch noch genügend Zeit braucht. Manchmal jedoch ist das die einfachste Variante, den ewigen Fragen nach dem nächsten Werk mit Gelassenheit begegnen zu können. Auch wenn es komisch klingt: Schreiben ist für einen Schriftsteller des Öfteren die Lösung aller oder zumindest der meisten Probleme…

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