Sonntag, 3. Januar 2016

Von der perfekten Hauptfigur und ihren Eigenschaften (3)

Neben den inneren, den charakterlichen Eigenschaften der perfekten Hauptfigur stellt sich natürlich auch die Frage nach ihren äußeren, also den optischen Eigenschaften. Wie sieht die perfekte Hauptfigur eigentlich aus? Gibt es da irgendwelche objektiven Anhaltspunkte, an denen man sich als Schriftsteller orientieren kann?
Sollte ein Protagonist gut oder eher nicht so gut aussehen? Sollte er besser attraktiv oder lieber unattraktiv sein? Abgesehen davon, dass es zu diesem Thema mit Sicherheit keine allgemeingültigen Vorgaben geben kann, hängt das Aussehen der perfekten Hauptfigur vermutlich auch ein wenig vom Genre des entsprechenden Buches ab.
Kann sein, dass ich mit meiner Meinung da ziemlich allein bin, aber mein Eindruck ist, dass die meisten Protagonisten in zeitgenössischen Romanen eher gutaussehend sind. Ob Mann oder Frau, ob Haupt- oder Nebenfigur – unattraktive Romanfiguren haben in der heutigen Zeit kaum Konjunktur. Na klar, wenn man schon als Autor alle Fäden in der Hand hat und somit auch das äußere Erscheinungsbild seiner Figuren komplett eigenständig bestimmen kann, wäre man ja blöd, seine Figuren nicht im Großen und Ganzen ansehnlich, also attraktiv zu gestalten.
Das läuft nicht anders als in den meisten Fernsehfilmen. Ob Rosamunde Pilcher, Inga Lindström oder sonst eine Schmonzette – alle Personen sehen immer gut aus. Und wenn sie nicht gut aussehen, so sind sie mit Sicherheit intrigant, deppert oder fies und bleiben am Ende der Geschichte allein zurück. Nehmen wird die Heldin oder der Held schließlich immer den gutaussehenden Kandidaten.
Nun ist das bei Filmen wahrscheinlich noch deutlich öfter der Fall als bei Romanen. Doch auch in der heutigen Unterhaltungsliteratur gibt es mehr schöne als hässliche Menschen. Für Gegenbeispiele wäre ich jederzeit dankbar. Vermutlich ist es aber auch hier so wie bei den Charaktereigenschaften der Figuren. Je ambivalenter oder vielschichtiger das Aussehen eines Protagonisten ist desto realistischer und interessanter.
Manche Autoren sagen auch sehr wenig bis gar nichts über das Aussehen ihrer Figuren und überlassen es dem Leser, wie er sie sich vorstellt. Dabei stellt sich die Frage, wie wichtig das äußere Erscheinungsbild der Protagonisten für eine Geschichte ist. In den meisten Fällen wahrscheinlich nicht so wichtig. Im Gegensatz zum Film kommen Romane auch gerne mal ohne Äußerlichkeiten aus. Ob einem das lieber ist, muss jeder Rezipient selbst entscheiden…

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