Montag, 11. Januar 2016

Von der perfekten Hauptfigur und ihrer Geschichte

Welche Geschichte hat die perfekte Hauptfigur? Was hat sie bereits vor Beginn des Romans hinter sich? Welche Erfahrungen hat sie gemacht? Von welcher Vergangenheit also werden sie und ihr Verhalten bestimmt? Die perfekte Geschichte eines Protagonisten gibt es mit Sicherheit nicht. Wichtiger als die Form der Vergangenheit ist auf jeden Fall immer ihr Vorhandensein. Jede Hauptfigur braucht eine Geschichte und diese sollte im Idealfall schon vor Entstehung der Romanhandlung festgelegt werden.
Beim Schreiben meines ersten Romans habe ich zunächst, aus Unwissenheit, die Hintergründe meiner Protagonistin Marie ziemlich vernachlässigt. Das führt unweigerlich zu Widersprüchen bei Verhalten und Reaktionen der Figuren. Im Endeffekt macht es auf Dauer deutlich mehr Arbeit und erschwert außerdem die Findung der Romanhandlung, weil man in der Geschichte immer wieder hin und her springen muss, um Aussagen an andere anzugleichen.
Die Geschichte und das Umfeld einer Hauptfigur sollte also in jedem Fall zu Beginn der Arbeit an einem Roman festgelegt werden. Natürlich hängt die Vergangenheit eines Protagonisten auch oft von der zu entwerfenden Handlung ab. Das klingt komisch, ist aber so. Schließlich beeinflusst das bisherige Leben der Figuren ihren Umgang mit verschiedenen Situationen. Ich als Schriftsteller muss mir demnach beim Entwurf der Vergangenheit der Protagonisten schon überlegen, wie sie am einen oder anderen Punkt später reagieren sollen.
Das ist wahrscheinlich nicht ganz so kompliziert wie es sich anhört. Schließlich weiß der Autor, wenn er die Arbeit an einem Roman beginnt, meistens schon, wie seine Geschichte verlaufen und wahrscheinlich auch, wie sie enden soll. Er (oder sie) wird sich also die Vergangenheit seiner Hauptfigur einfach so „zurechtbiegen“, wie er sie für die spätere Entwicklung benötigt. Und sollte sich mit Fortschreiten der Geschichte die eine oder andere Änderung auf diesem Gebiet ergeben, kann man ja immer noch zurückspringen und den Anfang angleichen.
Bei einer Fernsehserie erlebt man es ab und zu, dass zu einem späteren Zeitpunkt plötzlich eine uralte (jetzt aber notwendige) Episode aus dem Hut gezaubert wird, von der vorher nie die Rede war. Da hat es der Schriftsteller einfacher, weil er, solange der Roman noch nicht abgeschlossen ist, an jedem Teil der Geschichte immer wieder Dinge ändern kann. Und das sollte man dann auch tun, bevor es unlogisch wird… 

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