Montag, 1. Februar 2016

Von der perfekten Hauptfigur und ihrer Sprache

Ein für mich auch immer wieder nicht ganz einfacher Aspekt von Romanfiguren ist ihre Sprache. Sie kann nicht nur Ausdruck des Landes oder der Region sein, aus der die Person kommt. In der Sprache können sich auch der Stand, der Beruf, das Alter oder auch Teile des Charakters niederschlagen. Deshalb ist sie ebenfalls wichtig für das Bild, das der Leser von den Protagonisten bekommt.
Doch in der Sprechweise einer Figur auch Teile ihrer Persönlichkeit auszudrücken, ist, wie ich finde, nicht ganz einfach. Das Ganze sollte nämlich nicht zu plakativ und trotzdem verständlich rüberkommen. Die Holzhammer-Methode eignet sich demnach an dieser Stelle nicht so gut. Falls es in einem Roman überhaupt etwas gibt, wo sie sich eignet…
Als ich anfing, Romane zu schreiben, erfuhr ich von meiner ersten Lektorin, dass sich Dialekte in einem Roman nicht unbedingt so gut machen. Deshalb liest man sie vermutlich auch eher selten. Mit anderen Färbungen der Sprechweise von Figuren verhält es sich nicht unbedingt so.
Was das Alter betrifft, zum Beispiel, sollte man sich als Autor beim Schreiben immer wieder bewusst machen, dass es dabei recht große Unterschiede gibt. Ein Jugendlicher spricht heute anders als seine Eltern und erst recht seine Großeltern. Doch auch bei der Jugendsprache muss man sich, so man das will, vor Klischees schützen. Wir Älteren können nicht unbedingt sofort beurteilen, was die Jüngeren tatsächlich verwenden, und was nur lustige Gerüchte sind. Die Wahl zum Jugendwort des Jahres 2015 beweist das wieder einmal…
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Bildungsstand. Auch der sollte sich in der Sprache unserer Figuren niederschlagen, allerdings dabei auch nicht zu klischeehaft sein. Manchmal sind Nuancen besser als zu plakative Wörter und Ausdrücke. Auch in diesem Punkt können wir unseren Lesern vertrauen. Sie nehmen mehrheitlich auch Details wahr und brauchen keine allzu deutlichen Erklärungen und Verweise. Und vielleicht ist es bei der Sprache von Romanfiguren auch so wie bei den Requisiten eines Films: Sie ist am besten, wenn sie nicht zu sehr hervorsticht, sondern im Unterbewussten einen bestimmten Eindruck erzeugt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen