Montag, 8. Februar 2016

Von der perfekten Hauptfigur und ihrer Entwicklung

Mit das wichtigste an einer guten Romanfigur, vor allem einer Hauptfigur, ist ihre Entwicklung. Findet im Laufe der Geschichte keine Entwicklung statt, so wird die Figur vermutlich ziemlich schnell uninteressant. Ein Protagonist, der sich nicht verändert, also zum Beispiel nichts dazulernt, ist nur die Hälfte, wenn nicht sogar noch weniger, wert.
Was aber ist bei dieser Entwicklung wichtig? Die Entwicklung einer Figur im Laufe der Geschichte ergibt sich zunächst einmal aus den Erfahrungen, die sie in dieser Zeit macht. Je nachdem, ob ihr Gutes oder Schlechtes widerfährt, ob sie enttäuscht, ermutigt oder bestätigt wird, wird sie sich in ihrer Zukunft anders oder ähnlich verhalten.
Dabei ist es wahrscheinlich auch nicht ganz unerheblich, ob ihre Reaktionen auf die einzelnen Erlebnisse glaubwürdig sind oder nicht. Natürlich kann eine Figur auch mal ganz anders handeln als man es als Leser erwartet. Das ist vermutlich sogar interessanter als der gegenteilige Fall. Doch muss ihre Reaktion dabei für den Leser unbedingt nachvollziehbar bleiben.
Die Glaubwürdigkeit ergibt sich dabei aus dem Charakter und der Vergangenheit des Protagonisten. Je nachdem wie er angelegt ist, muss er sich auch entwickeln. Es hat also nicht jede Figur grundsätzlich die Voraussetzung für jede Art von Entwicklung. Das darf man als Autor nicht aus den Augen verlieren.
Manchmal hat man als Schriftsteller das Gefühl, die Romanfiguren würden sich ohne das eigene Zutun entwickeln. Dann ergibt sich jeder weitere Schritt aus dem vorangegangenen. Das erleichtert das Schreiben durchaus, kann aber auch gefährlich sein. Denn dabei sollte man die Hintergründe und die Vergangenheit der entsprechenden Protagonisten auf keinen Fall aus dem Auge verlieren. Sie könnten sonst eventuell an Glaubwürdigkeit verlieren oder sogar komplett aus dem Ruder laufen.
Figuren, die ein Eigenleben entwickeln, muss man also immer wieder „zur Raison rufen“, wenn sie sich nicht auf eigene Faust in eine vielleicht etwas falsche Richtung verändern sollen. Ihre Entwicklung ist wichtig, sollte aber nicht auf Teufel komm raus sozusagen „übers Knie gebrochen“ werden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen