Dienstag, 23. September 2014

Was würdest du welche bekannte Literaturfigur gerne einmal fragen und warum?

Ich bin mir sicher, dass man während des Lesens einer Geschichte immer wieder die eine oder andere Frage an die verschiedensten Protagonisten auf der Zunge hat. Warum hast du das getan oder nicht getan? Hat es sich für dich gelohnt? Was hast du nach Ende des Romans so vor? Und am häufigsten wahrscheinlich: Warum hast du nichts gesagt?
Wenn man sich aber so ganz ohne momentane Lektüre überlegt, wen man was gerne fragen würde, fällt einem erst einmal nichts ein. Mir zumindest. Da muss man sich schon das eine oder andere Buch recht detailliert wieder ins Gedächtnis rufen, um diese Frage beantworten zu können. Das habe ich versucht.
Beim Überlegen vor dem Bücherregal blieb mein Blick an den Büchern von Ingrid Noll hängen, die ich besonders mag. Ihre Helden finde ich deshalb so spannend, weil ihre, ja oft sehr rabiate, Handlungsweise so dargestellt wird, dass ich sie trotzdem nachvollziehen kann. Meist geschehen Nolls Morde aus einer Enttäuschung, einem Frust oder dem Gefühl des Zurückgesetztseins heraus - das ist für den Leser Motiv genug.
„Warum hast du das getan?“, wäre demnach keine Frage, die man Nolls Heldinnen stellen muss. Wenn man nach der Lektüre der Bücher etwas weiß, dann ist es die Antwort auf diese Frage. Rosemarie Hirte zum Beispiel, die Protagonistin des ersten Krimis „Der Hahn ist tot“, will sich die späte Chance auf Glück in ihrem von Verzicht geprägten Leben nicht nehmen lassen und geht dafür über Leichen. Ein eindeutiger Grund.
Am Ende des Romans jedoch, wenn die Ereignisse sich überschlagen und nicht unbedingt nur positives gebracht haben, würde ich sie gerne fragen: „Und? Bereust du es? War es das wert? Bist du jetzt glücklicher?“ Was sie antworten würde, weiß ich wirklich nicht. Vielleicht hat es ihr tatsächlich Genugtuung verschafft, dass nun nicht nur sie, sondern auch andere gelitten haben. Vielleicht hat es ihr geholfen, dass sie die Dinge in die Hand genommen hat, auch wenn sie sie nicht zum Guten wenden konnte.
Ob das eine sympathische und verständliche Antwort auf die Frage wäre, sei dahingestellt. Aber es ist in jedem Fall eine Frage, die man sich auch im eigenen Leben immer mal wieder stellen kann. Auch wenn man nicht gerade einen Mord verübt hat.
Meine Kandidatin für den Posten eines zu befragenden Bücherhelden: Rosemarie Hirte. Und Deiner?

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