Freitag, 29. November 2013

Von den ersten Schritten und ihrer Last

Die ersten Schritte sind immer die schwersten. Ob es sich nun um den Schulanfang, die ersten Tage im neuen Job, den Beginn einer Beziehung oder den Einzug in eine WG handelt... Aller Anfang ist schwer, sagt schon ein bekanntes Sprichwort. Und das gilt nicht nur für reale, sondern auch für fiktionale Welten.
Das Kennenlernen der eigenen Romanfiguren kann manchmal eine recht langwierige Angelegenheit sein. Ab und zu sperren sich die Protagonisten gegen ihre Geschichte, finden nur sehr schwer zu ihrer Gestalt und wollen sich einfach nicht in die passende Form begeben. Das kann leider auch dazu führen, dass man sie als Autor gelegentlich einfach ein paar Tage nicht mehr sehen will.
Wenn ich mich richtig erinnere, gibt es das durchaus auch in einer realen Wohngemeinschaft. Da hat man Tage, an denen man am liebsten die Küche oder den Flur nur betreten würde, wenn sichergestellt ist, dass man keinem der anderen Bewohner über den Weg laufen muss. Und an solchen Tagen schafft man das dann auch meistens.
Bei der Romanarbeit ist es leider so, dass man sie gerne mal ein paar Tage liegen läßt, wenn einem die sperrigen Figuren zu sehr auf die Nerven gehen. Was aber ebenso leider dazu führt, dass sie auch nicht weniger sperrig werden. Denn das werden sie nur, wenn man sich mit ihnen beschäftigt. Wie in einer zwischenmenschlichen Beziehung also kann man Unstimmigkeiten nur aus der Welt schaffen, indem man miteinander kommuniziert.
Ein Autor sollte sich demnach vor allem in der Anfangsphase nicht allzu lange von seinen Protagonisten fernhalten, um den Vorgang des Aneinander-Gewöhnens nicht unnötig zu gefährden. Aller Anfang ist schwer und das gilt auch für die Entstehung von Romanfiguren. Doch wenn man das Konzipieren zu sehr schleifen lässt und immer wieder vor sich her schiebt, wird er noch schwerer. Denn Romanfiguren können sich leider nicht selbstständig entwickeln. Sie brauchen dafür in jedem Fall einen Schriftsteller. Zum Glück, denn das vergrößert unsere Daseinsberechtigung ungemein...

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