Freitag, 8. November 2013

Von Emma und mir

Wie mit meiner ersten Hauptfigur und Mitbewohnerin Marie hatte ich auch mit der zweiten, Emma, so manche Schererei. Auch letztere zog in meiner fiktionalen Wohngemeinschaft ein und stellte mich sofort vor scheinbar unlösbare Probleme. War bei Marie in der Hauptsache ihr Beruf als Informatikerin der Grund gewesen, so hatte ich von Emmas Profession, der Schneiderei, genauso wenig Ahnung. Und da sich deren Geschichte weit mehr als Maries an ihrer Arbeitsstelle abspielte, musste ich mich wohl oder übel wieder mal kundig machen.
Schnell war mir klar, dass ich in Büchern oder im Internet auf keinen Fall genügend praxisbezogene Informationen über das Schneiderhandwerk würde finden können. Also machte ich mich in München auf die Suche nach Schneidereien. Am liebsten hätte ich eine Werkstatt gefunden, die meiner Vorstellung vom Arbeitsplatz meiner Protagonistin sehr nahe kam, so dass ich alle Eckdaten sozusagen eins zu eins hätte übernehmen können.
Aber wie findet man einen solchen Laden? Die Recherche im Internet ergab nicht besonders viele Ergebnisse. Was nicht unbedingt ein Problem gewesen wäre, denn eine einzige Schneiderei hätte mir ja schließlich gereicht. Doch da die von mir aufgesuchten Schneiderinnen dann aus den verschiedensten Gründen keine Auskunft geben wollten, wurde es langsam eng.
Zum Glück erinnerte ich mich rechtzeitig an eine ehemalige Kollegin, die gelernte Schneiderin war und jetzt in einem Deko-Laden arbeitete. Nun gut, ein solches Geschäft sollte in meinem Roman nicht vorkommen, aber die grenzenlose Bereitschaft dieser Frau machte alles wieder wett. Denn sie beantwortete mir nicht nur sämtliche Fragen zum Arbeitsalltag einer Schneiderin, die sie mit einer Unmenge Anekdoten würzte.
Nein, zu ihr konnte ich auch während des Schreibens immer wieder kommen, als es darum ging, wie Emma die von ihr nachgeschneiderten Filmkostüme nach ihren eigenen Vorstellungen verändert. Denn dass das nicht meine eigenen laienhaften Vorstellungen vom Nähen und seinen Möglichkeiten sein konnten, war klar. So bekamen Emma und ich auf wundersame Weise eine Art Mentorin auf dem Gebiet der Schneiderei, die zumindest mir in mancherlei Hinsicht aus der Bredouille half. Leider war ihr Beruf nicht die einzige Nuss, die Emma mir zu knacken gab...

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