Freitag, 24. April 2020

Romeo und Julia und Corona

Kontaktsperre XXL

Wenn Romeo und Julia in Zeiten von Corona leben würden, hätten sie wohl mit das schwerste Los aller Protagonisten der Weltliteratur überhaupt. Immerhin spielt Shakespeares Drama im norditalienischen Verona, also in einer der vom Virus am stärksten betroffenen Gegenden. Hatten die beiden Liebenden es schon im ursprünglichen Szenario ihrer verfeindeten Familien nicht gerade leicht, so wäre es für sie im Italien der Coronakrise ein Ding der Unmöglichkeit, sich zu treffen und zu lieben.
Verfeindete Familien, Ausgangsbeschränkungen, Kontaktsperre – welche Liebe soll eine solche Belastung vor allem in der Kennenlernphase heil überstehen? Da die beiden sich allerdings schon in Shakespeares Drama nicht an das ihnen auferlegte Kontaktverbot hielten, wäre zu vermuten, dass sie sich sogar in einer Coronakrise heimlich treffen würden, um ihre Sehnsucht zu stillen.
Was aber könnte das für Folgen haben? Man darf gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn einer von beiden an Corona erkranken würde. Zum einen müssten sie alle ihre Kontaktpersonen nennen, was sie bei hoffentlich vorhandenem Verantwortungsgefühl auch tun würden. Aufgrund der Fehde der Familien Capulet und Montague würde jedoch eine Offenlegung der Liaison wahrscheinlich einem Todesurteil gleichkommen.
Zum anderen könnten die Liebenden ihre Familienmitglieder mit dem Virus infizieren, so dass aufgrund der schwierigen medizinischen Versorgung in Italien auch ein Verwandter (oder sogar mehrere) zu Tode kommen könnte. Das Schuldgefühl, dies durch egoistisch-verliebte Handlungsweise verursacht zu haben, würden beide vermutlich nicht mehr loswerden. Es ist also zu vermuten, dass das Ende vom Lied tatsächlich ähnlich dem tödlichen Ausgang von Shakespeares ursprünglichem Drama wäre. Ob mit oder ohne Corona, Romeo und Julia enden also in jedem Fall tragisch. Schicksal.
Weiter geht’s übermorgen mit dem Sams!

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