Dienstag, 18. Februar 2014

Von Kritik und einem Baßgitarristen (Teil I)

Heute im Interview: Olaf Schmidt, 51 Jahre, Abteilungsleiter aus München und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“

Herr Schmidt, wie würden Sie Ihre Zusammenarbeit mit Marie Hartmann beschreiben?

Zusammenarbeit? In unserer Abteilung geht es nicht in erster Linie um Zusammenarbeit. Wir haben Projektziele zu erreichen und das erfordert vor allem die Fähigkeit zur Unterordnung unter die übergreifende Idee. Und diese Fähigkeit habe ich bei Frau Hartmann nicht immer erkennen können.

Was meinen Sie mit ‚nicht immer’ in diesem Zusammenhang?

Nun ja, als ich als Abteilungsleiter anfing, stellte sich ziemlich schnell heraus, dass Frau Hartmann so etwas wie das schwarze Schaf der ganzen Abteilung war. Sie mischte sich ständig in alles ein, wollte bestehende Abläufe unbedingt ändern, machte unaufhörlich Vorschläge für Neuerungen. Um es klar zu formulieren: sie überschritt regelmäßig ihre Kompetenzen. Mein Vorgänger hatte ihr das wohl auch durchgehen lassen, aber dann merkte sie ziemlich bald, dass sie damit bei mir auf Granit biss.

Aber eigenständig denkende und innovative Mitarbeiter können Ihnen doch eigentlich nur recht sein.

Wenn sie ab und zu einen Vorschlag machen, habe ich nichts dagegen. Aber wenn an allem, was geplant und entschieden wird, nur Kritik geübt wird, hört bei mir der Spaß auf. Es gibt schließlich einen Grund, warum man mich zum Abteilungsleiter gemacht hat. Für den Job benötigt man nämlich so etwas wie Führungsqualitäten. Und zu denen zählt auch, dass ich meinen Untergebenen Richtlinien vorgebe, in deren Rahmen sie arbeiten können. Frau Hartmann tat sich da anfangs schwer.

Was heißt ‚anfangs’? Hat sich das geändert?

Nach etwa einem Jahr ließen ihre Einmischungen und Kritisierereien langsam nach. Bis sie dann ganz aufhörten. Das hat uns die Arbeit sehr erleichtert. Einige Jahre war es dann recht ruhig in der Abteilung.

Waren die Ergebnisse dann auch besser?

Dazu kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben. Das kann man überhaupt nicht vergleichen. Unsere Projekte verändern sich. Unsere Zusammensetzungen verändern sich. Und unsere Kunden verändern sich. Da kann man nicht von besser oder schlechter sprechen. Da muss ich Sie leider enttäuschen.

Fortsetzung folgt...

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