Donnerstag, 6. Februar 2014

Von Töchtern und dem Mann für's Leben (Teil I)

Heute im Interview: Monika Hartmann, 63 Jahre, Hausfrau aus Rosenheim und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“

Frau Hartmann, von Ihrer Tochter Marie habe ich erfahren, dass sich Ihr Verhältnis in letzterZeit entscheidend verändert hat. Sehen Sie das auch so?

Ja, das ist wahr. Jahrelang hatte ich zu meinem Leidwesen so gut wie keinen Kontakt zu meiner Tochter. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie sich regelrecht vor mir versteckt hat. Wenn ich sie anrief, war sie immer kühl und kurz angebunden. Am Anfang habe ich noch versucht, den Grund dafür herauszufinden. Doch irgendwann habe ich akzeptiert, dass sie offensichtlich nicht mit mir sprechen wollte.

Heißt das, Sie haben sie nicht mehr angerufen?

Natürlich nicht. Ich konnte die Hoffnung nicht aufgeben, dass sie mir irgendwann doch einmal erzählen würde, was sie bedrückt. Denn dass sie etwas bedrückt, das habe ich gespürt. Eine Mutter spürt so etwas.

Worüber haben Sie denn dann gesprochen, wenn Marie doch gar keinen Kontakt zu Ihnen wollte?

Zunächst einmal musste ich immer wieder Gründe finden, um mit ihr zu telefonieren. Manchmal haben diese Anlässe auch gar nicht der Wahrheit entsprochen. Ich dachte mir, ich kann ruhig sagen, dass mein Mann und ich einen neuen Computer anschaffen wollen und ihren Rat bräuchten. Wenn sie tatsächlich beim nächsten Telefonat danach gefragt hätte, hätte ich einfach behauptet, wir haben es uns anders überlegt. Aber das hat sie ja sowieso nie getan. Ich denke, sie war froh, wenn sie mich nach ein paar Sätzen wieder abwimmeln konnte.

Warum hat es denn ihr Mann nie versucht?

Mein Mann ist nicht so ein Telefonierer. Das hat er in unserem ganzen gemeinsamen Leben immer mir überlassen, soweit das möglich war. Vielleicht hätte er sogar eher Zugang zu Marie gefunden. Doch auf den Gedanken sind wir beide nicht gekommen. Ich habe die Problematik wohl unterschätzt oder eher falsch eingeschätzt.

Welche Problematik?

Marie war wohl so unzufrieden mit ihrem Leben, dass sie diese Unzufriedenheit unbewusst auf mich übertragen hat. Und so hatte sie irgendwann das Gefühl, dass ich unzufrieden mit ihr und ihrem Leben sei. Das war ich aber nie. Ich war immer der Meinung, dass sie ihr Leben leben soll wie sie es für richtig hält.

Fortsetzung folgt...

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