Freitag, 14. Februar 2014

Von Störenfrieden und Fairness (Teil III)

Weiterhin im Interview: Renate Möhring, 47 Jahre, Informatikerin aus München und Nebenfigur des Romans „Dann gute Nacht, Marie!“ (Teil II des Interviews gestern)

Hat sich Ihr Verhältnis in der letzten Zeit irgendwie verändert?

Also, jetzt sag ich Ihnen mal was: mir ist tatsächlich aufgefallen, dass sie seit ihrem Urlaub anders ist. Sie hat ja - ich weiß nicht, ob Sie das wissen – aus heiterem Himmel ihren Resturlaub genommen. Und seit sie aus diesem Urlaub zurück ist, ist sie noch komischer als vorher. Zweimal hat sie mich schon angeranzt, als ich sie auf eine Nachlässigkeit hin gewiesen habe. Das hat sie früher nie gemacht. Da hatte ich oft das Gefühl, sie hat mich gar nicht verstanden. Jetzt spricht sie zumindest wieder. Aber dadurch wird sie jetzt auch nicht sympathischer. Mir jedenfalls nicht.

Warum nicht?

Nun ja, wenn sie spricht ist sie nicht gerade freundlich. Man geht auf sie zu, weist sie ruhig auf etwas hin, das eindeutig ihr Fehler war. Und was macht sie? Sie spricht mit mir in einem Ton, den ich mir wirklich nicht anhören muss. So kann man doch nicht mit Kollegen umgehen. Das ist einfach keine Art.

Könnte es vielleicht sein, dass Sie mit Ihrer Art diese Reaktionen provozieren? Ich meine: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus, oder?

Provozieren? Ich? Also das ist nun wirklich nicht meine Art! Nein, nein, das sehen Sie ganz falsch. Ich bin immer ruhig und freundlich. Da hat sich noch niemand beschwert...

Haben denn andere Ihrer Kollegen ebenfalls Probleme mit Frau Hartmann?

Also das kann ich Ihnen jetzt wirklich nicht sagen. Es interessiert mich auch nicht. Ich weiß, was ich weiß. Und mir kann keiner unterstellen, dass ich nicht fair wäre.

Meinen Sie mit „fair“, dass Sie die Fehler der anderen gerne mal per E-Mail anprangern?

Was heißt da „anprangern“? Ich halte das für die sachlichste Methode, auf Missstände aufmerksam zu machen. Marie hat allerdings seit ihrem Urlaub mir schon zwei Mal den Ausdruck auf den Tisch geknallt mit den Worten „Steck dir deine Hirngespinste sonstwohin“. Das muss ich mir wirklich nicht geben. Da kläre ich das Problem lieber gleich direkt von Angesicht zu Angesicht.  

Was ja vielleicht auch tatsächlich der bessere Weg ist. Ich danke Ihnen für dieses Gespräch, Frau Möhring.

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